13
Jan
2006

lohnzurückhaltung

"konjunkturoptimismus wächst" titelt die FR. BDI und DIHK schrauben die prognosen hoch. 1,7 bis 1,8 % BIP-wachstum erwartet der BDI-präsid, der von DIHK sogar biss zu 2 %. ähnliches hörte man zuletzt ja auch von immer mehr banken und analysten.

nur mal so zum thema lohnzurückhaltung. im berliner handel haben sie erst vor ein paar tagen eine lohnerhöhung unterhalb der inflationsrate vereinbart. naja, was solls, denkt sich der einzelhandelsverband wahrscheinlich, unsere arbeitnehmer sollen schließlich arbeiten, da haben sie eh keine zeit zum einkaufen...

Niedriglöhne

nach angaben des IAT beziehen in d-land 6,9 mio. menschen niedriglöhne, = 22% der beschäftigten. sie rechnen dabei teilzeit und minijobber (400 EUR) ein.

11
Jan
2006

optimismus

verbreiten die top-10-notenbanker (für was es heute alles charts gibt... natürlich heißt die combo: g-10...), bzw. genauer der EZB-präsi trichet, dass sich das weltweite wachstum dynamisch fortsetzen werde und 2006 gar noch etwas höher ausfallen könne als 2005...

noch mehr exportweltmeister

ich schrieb ja bereits über den exportweltmeister d-land. gestern meldet das statistische bundesamt, dass die exporte im november 2005 7,7 prozent über denen des nov. 2004 lagen, die importe 6,6 prozent. die schere klafft also weiter auf. voraussichtlich wird der deutsche export im gesamtjahr 2005 um 8 bis 9 % wachsen (gegen 2004). der überschuss der ausfuhren über die einfuhren lag in den ersten 11 monaten 2004 bei 145,2 mrd. EUR, ein jahr später waren es schon 151,3 mrd. (bei einem gesamtexport von 719,7 mrd. EUR jan. bis nov. 2005).

und wer redet wieder blech? die politik, wirtschaftsminister glos "erwartet, dass in diesem jahr die gute auslandskonjunktur auch überspringt auf die inlandskonjunktur" (laut FR). tja, denn ma rauf mit den löhnen...

zur vollständigen PM der statistiker

4
Jan
2006

von konsumenten und hunden

Frage: Die Union hat vor der Wahl eine erhöhung der MWSt um 2% angekündigt, die SPD war strikt dagegen
Antwort: Die erhöhung ist zwar riskant, aber sie macht sinn. die sorge, dass die 2% die weiterhin labile konjunkktur kippen könnten, besteht zu recht. bei den konsumausgaben ist tote hose, die auftragslage im baugewerbe ist unterirdisch schlecht, nur der export läuft gut. aber: vor der erhöhung kriegen wir einen kaufschub. der konsument reagiert wie der pwlowsche hund: wenn er die 2% sparen kann, rennt er zu mediamarkt und zum autohändler, um bislang aufgeschobene konsumwünsche zu befriedigen. und das dann natürlich folgende nachfrageloch dürfte zum teil von der fußball-WM gefüllt werden.

der chefvolkswirt der deutschen bank norbert walter im interview mit der FR mitte oktober 2005. war damals die anhebung bereits für 1.1.2006 geplant oder weißt der mann nicht, wann dieses ganzen fußball-deppen hier anrücken? der vergleich mit den hunden ist natürlich charmant, herr walter. allerdings fehlt mir der schlichte hinweis darauf, dass nur das geld ausgegeben werden kann, dass der hund hat (oder zumindest geliehen bekommt, was auch wieder am haben hängt).

go east

der osten zeigt uns jetzt mal, wie das mit dem kapitalismus funktioniert: wie heute in der NZZ zu lesen ist, haben sich russland und die ukraine geeinigt im gasstreit. russland verlangt künftig einen marktgerechten preis von 230 USD je 1000 Kubikmeter (und hat sich damit durchgesetzt), verkauft das gas jedoch nicht an die ukrainische gasgesellschaft, sondern an einen zwischenhändler. dieser beliefert die ukraine für 90 USD je 1000 Kubikmeter (die sich damit auch durchgesetzt hat). super geschäft, oder? spitzen gewinnmarge. die chefs beider unternehmen meinten, der gashändler könne das machen, weil er auch billiges gas aus turkmenistan kaufe... voll die win-win-situation.

ich will jetzt gar nicht mit dem rechnen anfangen, sondern nur ein paar fragen stellen:

wann geht der zwischenhändler an die börse?
ist gerd schon aufsichtsratsvorsitzender?
wo werden die verluste steuerlich geltend gemamcht?
wer hat die mehrheit der anteile am zwischenhändler?
und wann geht dieser pleite?

3
Jan
2006

Exportweltmeister ist nicht genug

Wieder ein beitrag in der FR, diesmal von holger flassbeck, volkswirt bei der unctad.

Dass die BRD exportweltmeister ist, scheint mittlerweile ja eine binsenweisheit, wer dennoch weiter soziale einschnitte rechtfertigen will behauptet einfach, wir seien ein gigantischer durchlauferhitzer für die internationalen warenströme und würden praktisch nur exportieren, was wir vorher aus china oder bangladesh eingeführt haben, um zwischendrin ein label aufzupappen und made in germany draufzulasern.

Flassbeck beruft sich auf den internationalen währungsfonds. Der schätzt den Überschuss der deutschen Leistungsbilanz für 2005 auf 120 Mrd. USD. Platz 2 nach Japan (150 Mrd.) und vor china (115 Mrd.) danach kämen, so flassbeck, praktisch nur noch erdölexportierende länder. Der überschuss errechnet sich vereinfacht gesagt aus dem wert der exporte, abzüglich dem der importe. Noch besser: d-land hat es seit 2001 von null auf voraussichtlich 120 Mrd. geschafft, während japan und china in dieser zeit nur 50 bzw. 100 Mrd. zulegten. Berücksichtigt sind übrigens auch ausgleichszahlungen ans ausland, also beispielsweise die deutschen nettobeiträge an die EU.

Standort d in gefahr? Lohn- und produktionskosten zu hoch?

Flassbecks-Beitrag als pdf

von japan lernen heißt...

...verlieren lernen?

sparen, sparen, sparen, auch angie findet geiz geil. dabei spart sie ja gar nicht, sondern erhöht nur ihre einnahmen. erinnert sich jemand an japan in den 90ern? große krise, hohe staatsverschuldung usw.usf. 1997 erhöhte die regierung die MWSt um 2 prozentpunkte und strich die ausgaben drastisch zusammen. ergebnis: preissteigerungen, der sich gerade erholende private konsum brach zusammen, statt schwach wieder anlaufender konjunktur gabs einen rückfall in die rezession und 1998 ein um 1,1% geschrumpftes BIP.

staat sorgt für schieflage

schreibt die FR am 24. november 2005. das gewerkschaftsnahe WSI untersuchte die einkommensverteilung der BRD.

Demnach schrumpft der anteil von löhnen und gehältern am volkseinkommen "weiter rapide, während gewinnen und erträgen aus vermögen ein immer größeres stück des kuchens zufällt". die bruttolohnquote, also der anteil der bruttolöhne am volkseinkommen, sei 2004 erstmals seit 1990 unter die marke von 70% gefalen, exakt: 68,4%. im ersten halbjahr 2005 habe sie 65,7% betragen. nach abzug von steuern und sozialabgaben sei das missverhältnis noch deutlicher.

Arme trifft es härter...

...steht am 25. november 2005 im Wirtschaftsteil der FR. Sie bezieht sich auf berechnungen der wirtschaftsforschungsinstitute DIW und IWH wobei das IWH öffentlich und durch drittmittel gefördert wird, das DIW ist zur hälfte öffentlich finanziert, der rest sind vereinsmittel und spenden.

Laut DIW werden durch die MWSt-Anhebung Rentner und Arbeitslose besonders belastet. längerfristig soll das von der neuen bundesregierung beschlossene reformpaket die privaten haushalte 0,8% des verfügbaren enkommens kosten - binnenkonjunktur helau.

Laut IWH werden 80% der beschlossenen einsparungen auf der einnahmenseite erwirtschaftet - d.h. im klartext, die neue regierung spart nicht, sondern verbessert ihre einnahmen, indem sie der bevölkerung mehr abnimmt. 25% des sparvolumens seien immerhin dem abbau von subventionen geschuldet, darunter 6 Mrd. EUR durch abschaffung der eigenheimzulage.

achja, das explizit arbeitgebernahe IW wird auch zitiert - es beschwert sich über die sog. reichensteuer, merkt aber zugleich an, dass durch sie nur eine bescheidene belastung auf die zahler zukäme: weniger als 600 Mio. EUR, laut IW. wohnen die also doch alle in der schweiz?

die kluft zwischen hummer und eintopf...

...wird größer, schreibt FR-plus am 30. dezember 2005.

- laut armutsbericht der bundesregierung geht der anteil der abhängig beschäftigten am volkseinkommen zurück.
- jeder haushalt hat im schnitt 133 000 EUR, 17 Prozent mehr als 1998. allerdings besitzen die reichsten 10% der haushalte 47% des volksvermögens, die ärmsten 50% hingegen 4%

- MWSt-erhöhung 2007: laut DIW belastet diese angestellte mit Mehrausgaben von 0,40%, Arbeiter mit 0,51%, beamte mit 1,06%, rentner mit 1,25%, arbeitslose mit 1,3% und kleine selbstständige mit 1,60%, bei einem nettoeinkommen von 800 EUR werden mehrausgaben von 1,3%, bei einem einkommen von 7000 eur nur 0,6% fällig.

- Steueraufkommen in prozent laut statistischem bundesamt und WSI
1960 kamen 37,5% aus massensteuern (Lohn, Umsatz, Verbrauchs und Mineralöl), 34,7% aus Gewinnsteuern und 27,8% aus sonstigen steuern. 2004 waren es 76,5% Massensteuern, 15,1% gewinn und 8,4% sonstige

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