30
Mai
2006

Konsumklima

Unter Berufung auf die Marktforscher GFK berichtet die FR heute über die aktuelle Konsumlaune der Bundesbürger. Sie – respektive der GFK-Konsumklimaindex – sei so hoch wie seit Anfang 2001 nicht mehr. Als Gründe für den steigenden Optimismus nennen die Forscher neben großem Vertrauen in die Regierung die Tarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie, die ja bekanntlich deutliche Gehaltssteigerungen brachten.

Biomasse in Hessen

Kollege Börnecke hat gestern in der FR über ein Gutachten des BUND zur Biomasse-Nutzung berichtet. Hessens Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dietzel setzt sich bereits seit längerem dafür ein, wie auch in meinem aktuellen Artikel zur Getreideverbrennung für die SWW steht. Kommt irgendwann nachgeliefert.

Unter dem Titel „Zweifel an Realitätsnähe“ von Biomasse-Gutachten schreibt Börnecke u.a.: Hessen wolle den Anteil erneuerbarer Energien am Verbrauch auf 15 Prozent bis 2015 vor allem mittels Biomasse erhöhen. Das BUND-Gutachten warne vor einer Intensivierung der Landwirtschaft. Bioenergie decke derzeit laut einer Studie des Landes in Hessen gerade mal zwei Prozent des Energieverbrauchs ab, fast 60 Prozent davon seien die etwa 620 000 privaten Holzfeuerungsanlagen. Biodiesel habe einen Anteil von zehn Prozent, mit Biomasse wie Holzhackschnitzel oder Pflanzenöl betriebene Heizwerke rund ein Viertel. Nach der Landesstudie betrage das Potenzial der Biomasse 15 Prozent, so lasse sich etwa das beim Holzeinschlag anfallendes Restholz zu 50 Prozent nutzen, der Einschlag könne erhöht und Holz aus Pflegeschnitt besser genutzt werden. Außerdem will die Studie den gezielten Anbau von Energiepflanzen sowie die Nutzung von Stroh, Gülle, Mist, Grünschnitt und Bioabfällen. 20 Prozent der hessischen Ackerflächen könnten für die Erzeugung von Bioenergie benutzt werden, ohne die Nahrungsmittelproduktion zu reduzieren.

Die BUND-Studie meldet „Zweifel an der Realitätsnähe“ der Biomasse-Studie. Beispielsweise könne nicht, wie vorgeschlagen, 75 Prozent des bei der Landschaftspflege anfallenden Holzes genutzt werden, weil dies sehr verstreut anfällt. Ähnlich bei den Grünabfällen. Außerdem sei die Erzeugung von Energierohstoffen „allzu leicht begleitet von erheblichen weiteren Intensivierungen in der landwirtschaftlichen Produktion“.

29
Mai
2006

Braunkohle und Oxyfuel

Die FR berichtet heute über den Spatenstich für das erste CO2-freie Braunkohlekraftwerk. Vattenfall investiert in Schwarze Pumpe bei Cottbus 40 Mio. EUR in ein Testkraftwerk mit 30 MW Leistung. Es soll bis 2008 gebaut sein, mit einem wirtschaftlichen Einsatz der neuen Technik rechnet Vattenfall aber angeblich erst 2020. Nach einem dreijährigen Probelauf will Vattenfall dann, im Erfolgsfall, ein Großkraftwerk mit maximal 300 MW Leistung bauen.

Die Oxyfuel-Technik verflüssigt das bei der Verbrennung entstehende CO2, dass danach in unterirdischen Speichern gelagert werden kann. Tests dazu laufen in Ketzin im Havelland.

Umweltschützer von BUND und Greenpeace werden kritisch zitiert: Die Verflüssigung des CO2 verbrauche viel Energie, der Wirkungsgrad der Kraftwerke sinke von 43 auf 35 Prozent. Außerdem gebe es nicht genug Lagerstätten, die bestehenden ungenutzten Erdgaslager seien innerhalb von 3 Jahren verbraucht. Andere Lager- und Entsorgungsmöglichkeiten für das verflüssigte CO2 seien sehr risikoreich oder bislang nur theoretisch untersucht.

Energiemix

Ein paar Fakten (?) aus einem Überblicksartikel der FR vom 26. April.

Anteil fossiler Brennstoffe an der in D-Land 2005 verbrauchten Primärenergie: fast 83 Prozent, davon Mineralöl rund 33 Prozent, Kohle und Erdgas je etwa 25 Prozent, Atom 12,5 Prozent und regenerative Energie knapp 5 Prozent. Daraus resultiert eine starke Importabhängigkeit: 76,8 Prozent der Energieträger kam aus dem Ausland, überwiegend Gas und Öl aus Russland und Norwegen.

Nachtrag: Laut FR vom 29. Mai wird 25 % des deutschen Stroms aus Braunkohle erzeugt.

Aktuelle Wirkungsgrade verschiedener Kraftwerkstypen: Kohle: 46 Prozent, Windkraft und Solarzellen: 25 bis 30 Prozent, Ottomotor: 20 bis 30 Prozent, Kernkraftwerke 35 Prozent.

28
Mai
2006

Fusionsreaktor

EU, USA China, Japan, Russland, Indien und Korea investieren zusammen 4,5 Mrd. EUR in den Bau eines Internationalen thermonuklearen Experimental-Reaktorr (Iter) in Südfrankreich. So die Pläne von allen Regierungen bzw.Parlamenten genehmigt werden, soll der Bau Anfang 2007 starten. In diesem Reaktor sollen per Kernfusion bei Temperaturen von mehreren Mio. Grad Celsius Energie erzeugt werden. Befürworter sagen, die nötigen Rohstoffe seien unbegrenzt vorhanden, es werde kein CO2 frei und die Technik könne nicht zu unkontrollierten Reaktionen führen. Gegner verweisen auf die anfallenden großen Mengen schwach strahlenden Schrott und auf den als problematisch anzusehenden Einsatz des radioaktiven Elements Tritium. Zudem sei die Technik frühestens in 50 Jahren praxistauglich.

Fusionsreaktor@wikipedia
Iter@wikipedia

27
Mai
2006

OECD-Ausblick für 2007

Die OECD erwartet eine Normalisierung des weltweiten Wachstums und ein Anspringen der Konjunktur in der Eurozone, die Inflationsgefahr sei gering – immer vorausgesetzt, der Ölpreis steigt nicht über 70 USD je Barrel.

In Deutschland zögen die Konsumentennachfrage und die Investitionen wieder an, der Auftragsbestand sei deutlich höher als vor einem halben Jahr und die internationale Konkurrenzfähigkeit sei seit Mitte der 90er gestiegen. Die OECD erwartet ein Wachstum von 1,8 Prozent 2006, dass dann 2007 wegen der Mehrwertsteuer auf 1,6 sinkt (ohne Erhöhung: 1,9). Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone solle 2007 bei 2,1 Prozent liegen, USA: 3,1, Japan: 2,2, OECD: 2,9.

(FR vom 24.Mai)

Steuererklärung der Konzerne

Das Ergebnis der steuerlichen Betriebsprüfung 2005 des Bundesfinanzministeriums zeigt, dass deutsche Großbetriebe 10,8 Mrd. EUR Steuern nachzahlen müssen – laut FR-Autor Hermanus Pfeiffer (Ausgabe von gestern) haben sie für rund ein Drittel der Gewinne keine Körperschaftssteuer bezahlt. Weil deutsche Unternehmen im Durchschnitt nur alle 4,5Jahre mit einer Betriebsprüfung rechnen müssen, darf man getrost davon ausgehen, dass dem Fiskus riesige Summen entgehen. Pfeiffer beruft sich in seinem Artikel außerdem auf die wirtschaftspolitische Abteilung von Verdi, laut der maximal 15 Prozent der Unternehmensgewinne an den Staat gehen, also real wesentlich weniger als die formalen Steuersätze annehmen lassen. Interessant, dass Sprecher von BDI und DIHK sich auf das komplizierte Steuerrecht als Erklärung für das Verhalten der Konzerne berufen. Tatsächlich sind aber von insgesamt 13,5 Mrd. EUR Steuernachforderungen 2005 von Unternehmen eben 10,8 Mrd. bei Großbetrieben fällig, die in der Regel über hochqualifizierte Steuerabteilungen oder -berater verfügen. Im Gegenteil zu mittleren und kleineren Betrieben verursachen die großen aber überproportional hohe Steuernachzahlungen. Finanzminister Steinbrück will dennoch die Gesamtbelastung der Unternehmen von 39 Prozent (25 Prozent Körperschaft- und durchschnittlich 14 Prozent Gewerbesteuer) auf 25 senken.

26
Mai
2006

Energiepreise und Teuerung

Auch im Mai ist die Inflationsrate nach ersten, vorläufigen Daten auf dem hohen Niveau von April geblieben, berichtet die FR ohne Quellenangabe heute. Der Hauptpreistreiber seien die Energiekosten gewesen: Heizöl plus 25 bis 33 Prozent, Gas plus 20 und Strom (in Brandenburg) plus sieben Prozent (jeweils im Vergleich zu Mai 2005).

24
Mai
2006

Boom im Handwerk

Handwerksbetriebe sind so optimistisch wie seit 5 Jahren nicht mehr, berichtet die FR heute. 65 Prozent im Westen und 58 Prozent im Osten bewerten ihre Lage als gut oder befriedigend, so der Zentralverband des Deutschen Handwerks. Dennoch sollen 60 000 Stellen wegfallen nach 140 000 im Vorjahr. Der Umsatz werde aber stagnieren.

Boom in der Chemie

Der Verband der Chemischen Industrie (VDI) hat die Umsatzprognose 2006 schon wieder erhöht. Nachdem er im März seine Voraussage um einen Punkt auf 4,5 Prozent Umsatzwachstum in der Branche erhöht hatte, legte er nun noch mal einen Prozentpunkt drauf. Im ersten Quartal habe der Branchenumsatz sogar 6,5 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen. Dafür aber die Zahl der Beschäftigten 1,5 Prozent niedriger.

22
Mai
2006

Entlastung der Wirtschaft

Eigentlich wollte ich mich ja an Fakten halten in diesem Blog, soweit das möglich ist. Aber gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten über weitere Kürzungen bei Hartz IV (Merkel, Struck, die Chefs von Arbeiterwohlfahrt, Diakonie und DRK) und angesichts der massiven Entlastungen der Unternehmen und Besserverdienenden in den vergangenen Jahr(zehnt)en sowie der gravierenden Verschiebungen in der Staatsfinanzierung kann ich nicht ignorieren, was Finanzminister Steinbrück jetzt laut FR von heute plant. Die Zeitung zitiert den Spiegel, dem zufolge im Zuge der anstehenden Unternehmenssteuerreform eine Entlastung der Betriebe in Höhe von 6 bis 8 Mrd. EUR erfolgen solle. Ein Ministeriumssprecher dementiert natürlich, Konzept noch nicht fertig, Vorstellung Ende Mai, blablabla. Laut dem Nachrichtenmagazin soll der Körperschaftssteuersatz um die Hälfte auf 12,5 Prozent sinken, so dass zusammen mit Gewerbesteuer und Soli-Zuschlag die Gesamtbelastung der Unternehmensgewinne nur noch 29 statt 38 Prozent betrage. Dann sind wir also endlich auf dem Niveau von Slowenien oder so. Steinbrück sagte der Leipziger Volkszeitung, man plane keine weitere Erhöhung bei Steuer- und Abgabenquote – super, also läufts auf Umschichtung hinaus. Zu wessen Lasten, das bereitet die Hartz IV Debatte gerade vor.

Biogas

Anlässlich des bevorstehenden IPO von Schmack Biogas berichtet die FR heute über das Unternehmen. Der Chef der Firma wird mit der Einschätzung zitiert, dass mittelfristig 50 Prozent der deutschen Erdgas-Importe durch Biogas aus Gülle, anderen landwirtschaftlichen Reststoffen oder speziell dafür angebauten Energiepflanzen ersetzt werden könnten. Die Firma wurde 1995 gegründet und hat ihren Umsatz 2005 auf 34,1 Mio. EUR verdoppelt beei einem Gewinn von 2,8 Mio. EUR. 78 Mio. EUR will sie per IPO einnehmen. 144 Anlagen wurden bereits errichtet, 68 sind in Bau oder Planung. Der Fachverband Biogas habe vor 10 Jahren 500 Fermenter gezählt, heute (Ende 2005) seien es 2700, im Jahresverlauf sollen 1000 hinzukommen. Wenn die Erdgaspreise sich wie im vergangenen Jahr um weitere 60 Prozent verteuerten, so Ulrich Schmack, sei einspeisefähiges Biogas auch beim Preis konkurrenzfähig.

19
Mai
2006

Rekorde bei Eon Ruhrgas

Das größte deutsche Erdgasunternehmen (Marktanteil über 50 Prozent) hat in den ersten drei Monaten 2006 den Betriebsgewinn um 57 Prozent gesteigert. Damit setzt sich eine positive Entwicklung fort, die im Jahr 2005 ein Umsatzwachstum von 35 Prozent und einen um 14 Prozent gewachsenen Betriebsgewinn brachte. Die FR berichtete gestern allerdings, dass Ruhrgas-Chef Bergmann auf keinen Fall eine Verbindung zu den teilweise um 20 Prozent gestiegenen Gasrechnungen deutscher Verbraucher ziehen wolle, sondern auf ein gutes Auslandsgeschäft verweise.

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