22
Okt
2006

FR-Plus Themenheft soziale Spaltung

Das FR-Plus-Wirtschaft vom 20. Oktober widmete sich der Kluft zwischen Arm und Reich vor dem Hintergrund der Globalisierung. Insgesamt interessante Texte, hier ein paar Ausschnitte daraus:

Zwischen 1995 und 2000 stiegen in Deutschland die Bezüge einkommensschwacher Personengruppen überproportional zu denen mittlerer oder höherer, so Zahlen der seit 1984 laufenden Langzeituntersuchung sozioökonomisches Panel (SOEP). Bei gutlaufender Konjunktur habe sich unter Rot-Grün die Lage der unteren Schichten also verbessert, so der Befund. Dafür ist aber seit 1999 der Anteil der Armen an der Bevölkerung um knapp 50 Prozent auf 17,3 Prozent gestiegen – d.h. bei schwacher Konjunktur verschlechtert sich deren Lage überdurchschnittlich. Übrigens beträgt der Anteil Armer an der Bevölkerung im Osten 21,3 Prozent, im Westen 16,5 Prozent, die höchsten jemals gemessenen Werte des SOEP. Die Armutsquote in der BRD beträgt nach Zahlen von Destatis aktuell (2005) 13,2 Prozent nach 12,7 Prozent in 2004 und 13,7 Prozent 2003. Letzteres übrigens ein Rekord seit 1991, als die Quote bei 11,3 Prozent lag. Tiefpunkt in dieser Zeit waren die 10,9 Prozent 1997. Destatis verwendet die international übliche Armutsdefinition, nach der ein Mensch als arm gilt, wenn er weniger als 60 Prozent vom Durchschnittseinkommen des Landes verdient. Für die BRD wären dies momentan etwa 930 EUR

Die absolute Armutsgrenze von einem oder zwei Dollar pro Tag unterschreiten 53 Prozent der Menschheit (2 USD) bzw. 1,2 Mrd. Menschen (1 USD). Laut dem Armutsbericht der Bundesregierung besitzt die untere Hälfte der BRD-Haushalte vier Prozent des gesamten Privatvermögens, während die oberen zehn Prozent fast die Hälfte (47 Prozent) besitzen.

Zurück zu den Ergebnissen des SOEP: In den vergangenen zehn Jahren stagnierten die unteren Einkommen, während die höheren weiter stiegen. Im internationalen Vergleich kommt Deutschland allerdings noch recht gut weg, in den USA oder GB sind die Einkommen viel stärker ausgespreizt.

Ein weiterer Artikel des Themenheftes widmet sich denn auch der Situation in den USA, dem Land der Extreme – auch beim Einkommen. So hat etwa der bis 2005 amtierende Exxon-Chef in den zwölf Jahren seiner Amtszeit pro Tag knapp 120 000 EUR kassiert. Das Einkommen des obersten Prozents der Bevölkerung stieg zwischen 1972 und 2001 um 87 Prozent, dass der obersten 0,1 Prozent um 181 Prozent und schließlich das der obersten 0,01 Prozent der Bevölkerung um 497 Prozent. (Untersuchung der Northwestern University) Ein Wunder, dass vor diesem Hintergrund 70 Prozent der US-Amerikaner die Abschaffung der Erbschaftssteuer gutheißen, obwohl nur ein Prozent sie auch zahlen muss. Ein anderes US-Forschungsinstitut, Brookings Institution, ermittelte, dass das US-Durchschnittseinkommen zwischen 1998 und 2004 um knapp vier Prozent gesunken ist, obwohl die Produktivität jährlich ! bis zu drei Prozent zulegte. Und nach Regierungsangaben sind die Einkommen von Menschen mit College-Abschluss zwischen 2000 und 2004 um fünf Prozent gesunken. Kein Wunder, wenn also sogar der Ex-Notenbankchef Alan Greenspan die wachsende Ungleichheit bei der Einkommensverteilung als „Gefahr für die kapitalistische Demokratie“ bezeichnet.

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