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23
Jun
2006

Hedge-Fonds

Ich gehöre ja nicht zu den Menschen, die wirtschaftliche Akteure als Heuschrecken o.ä. bezeichnen müssen, um Skepsis bis Ablehnung zu demonstrieren. Deshalb hier also wertfrei (hahaha) ein paar knappe Fakten zu Hedge-Fonds aus dem FR-Plus Wirtschaft von heute.

Das verwaltete Volumen aller gut 9000 Hedge-Fonds habe im Jahr 2005 1,1 Bio. USD betragen, so Autor Udo Perina unter Berufung auf die Hennessee Group. Bis 2011 soll es sich verdoppeln. Das mache20 bis 25 Prozent des Umsatzes an den großen Börsen der Welt aus, obwohl die 1,1 Bio. „nur“ etwa 2 bis 3 Prozent des globalen Aktien- und Anleihevolumens entsprechen. Der grund für die Differenz: Nicht alle Aktien werden gehandelt und außerdem setzen die Fonds in starkem Maße zusätzliche, Kreditfinanzierte Mittel ein, was ihre Renditechancen drastisch erhöht – ebenso wie die Risiken. Perina zitiert eine Studie der Deutschen Bank, der zufolge etwa 25 Prozent des täglichen Handels an den Börsen New York und London auf Hedge-Fonds zurück geht, andere Quellen schätzten den Anteil gar auf die Hälfte. Der zweite FR-Autor Norbert Reuter von Verdi zitiert eine Studie von Lehman Brothers, nach der die Fonds 20 bis 25 Prozent des deutschen Aktienmarktes kontrollieren.

Wenn diese Zahlen stimmen ist es kein Wunder, dass der Chef der deutschen Finanzaufsicht Bafin, Jochen Sanio, die Fonds als eine Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems und für dessen „schwarze Löcher“ hält. Er sei sicher, so Sanio, dass die Fonds ein Desaster wie beim Zusammenbruch des Hedge-Fonds LTCM 1998 anrichten werden, die Frage sei nur wann. Und auch die EZB hat in einem Bericht zur Finanzstabilität unter Bezug auf LTCM vor „ungeordneten Marktkorrekturen“ gewarnt, das Maß an Gleichlauf der Investitionen (und damit das Risiko für einen schweren Crash) habe mittlerweile das Ausmaß von damals überschritten.

12
Jun
2006

Inflation

Die Preissteigerung (Inflation) auf Großhandelsebene bleibt stark, schreibt Destatis heute. Der Index der Großhandelsverkaufspreise lag im Mai 2006 um fünf Prozent über dem Vorjahr, dies sei die höchste Jahresveränderung seit November 2000. Im April und März hatten die Großhandelspreise im Schnitt 3,2 bzw. 2,5 Prozent über den Vorjahresindizes gelegen. Die seit Jahresbeginn anhaltende kontinuierliche Preissteigerung habe sich damit fortgesetzt.

Übrigens hat ja bereits die EZB ihre jüngste Leitzinserhöhung von Ende vergangener Woche mit "Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität" begründet, ausgehend von "hohen Ölpreisen, steigenden Inflationsgefahren, dem robusten Wachstum und der steigenden Geldmenge. Die EZB erwartet im laufenden Jahr eine Preissteigerung im Euro-Raum von 2,3 Prozent – da bleibt selbst von drei Prozent Lohnerhöhung nicht mehr viel übrig.

10
Jun
2006

Top-Standort Deutschland

Nach einer von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young durchgeführten Befragung von 1019 internationalen Unternehmen ist Deutschland der attraktivste Standort in Europa und liegt weltweit hinter den USA und China auf Platz drei, das schreibt die FR in der Ausgabe von gestern. 18 Prozent finden, D-Land sei einer der drei weltweit attraktivsten Standorte. Für die USA und China sprachen sich jeweils 41 Prozent aus, für Polen 15 und für Großbritannien elf Prozent. In D-Land besonders positiv seien Verkehrswege, Telekommunikation, Binnenmarkt, regionale Kompetenzen, Forschung und Entwicklung und die gute Ausbildung der Arbeitskräfte.

Kostenpflichtiger Download der Studie auf englisch
Webseite mit Pressemeldung zur Studie

9
Jun
2006

Arbeitskosten

Die Arbeitskosten in Deutschland (das sind die gezahlten Löhne und Gehälter sowie die fälligen Sozialabgaben) sind im ersten Quartal nur leicht gestiegen, wie Destatis gestern bekannt gab. Zwar seien Bruttolöhne und -gehälter im produzierenden Gewerbe und der Dienstleistungsbranche um 1,4 Prozent im Schnitt gestiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal, gleichzeitig aber auch die Lohnnebenkosten um 2,4 Prozent gesunken, womit sich die Gesamtkosten einer Arbeitsstunde um 0,6 Prozent erhöht hätten.

8
Jun
2006

Gute Auftragslage

Die FR meldet heute unter Berufung auf das Bundeswirtschaftsministerium, dass die Zahl der Aufträge für die deutsche Industrie zwischen Februar und April um 1,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2005 gestiegen sei. Die Zahlen seien durch die laufenden Streiks in NRW als vorläufig zu werten, NRW trage immerhin 20 Prozent zum Gesamtindex bei.

Das Amt schreibt:
„Für das Bundesgebiet ohne NRW stiegen die Auftragseingänge [2] in der Industrie im April 2006 in jeweiligen Preisen um 4,9 % zum Vorjahr an. Im Februar waren sie um 17,2 % sowie im März um 15,0 % gestiegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im April 2006 fünf Arbeitstage weniger als im März und drei Arbeitstage weniger als im April 2005 zur Verfügung standen. Großaufträge wurden im April im Bundesgebiet ohne NRW im durchschnittlichen Umfang verzeichnet.

Die Impulse kamen weiterhin überwiegend aus dem Ausland. Im April stiegen die Auftragseingänge aus dem Ausland um +11,5 % nach +17,7 % im März an. Die Inlandsaufträge lagen demgegenüber ohne Kalenderbereinigung um 1,4 % unter dem Ergebnis des Vorjahres. Im März betrug der Vorjahresabstand +12,2 %.“

Halbleiterindustrie

„Die Chipindustrie hat ihre Prognosen für den weltweiten Halbleitermarkt erhöht,“ schreibt die FR heute. Der – allerdings in den Boomjahren um die Jahrtausendwende als notorisch zweck-optimistisch verrufene – Branchenverband SIA erwartet im laufenden Jahr einen weltweiten Umsatz von 249,6 Mrd. USD, das wären fast zehn Prozent mehr als 2005. 2007 soll das Wachstum angeblich sogar noch mal auf elf Prozent zulegen – wenn da mal nicht der Schweinezyklus reinhaut...

7
Jun
2006

Weniger Pleiten

Die Zahl der Pleiten ist laut Destatis im ersten Quartal 2006 gegenüber Q1/2005 um 8,4 Prozent gesunken. „Damit setzte sich der seit Jahresbeginn 2005 zu beobachtende Trend rückläufiger Unternehmensinsolvenzen auch im ersten Quartal 2006 fort. Dagegen haben die Verbraucherinsolvenzen im ersten Quartal 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50,2% auf 21 729 Fälle und somit erneut stark zugenommen. Zusammen mit den Insolvenzen von anderen privaten Schuldnern und Nachlässen lag die Gesamtzahl der Insolvenzen bei 38 128; das waren 23,2% mehr als im ersten Quartal 2005“, schreibt das Amt in einer Pressemeldung heute.

2
Jun
2006

Keynes rulez

Der Anteil der Staatsausgaben am BIP in allen Volkswirtschaften der Eurozone zusammengenommen stieg zwischen 1960 und 2004 um 17 Punkte auf 48 Prozent, schreibt Professor für Politikwissenschaften Josef Esser in einem Beitrag für das heutige FR-Plus. Die Anti-Keynes-Globalsteuerungs-Rhetorik der Liberalisierer scheint also nicht mit dem realen Geschehen überein zu stimmen, statt dessen wird die Staatsquote offenbar immer weiter ausgebaut. Und auch ein Blick über die Eurozone zeigt, dass old europe keineswegs der Hort des starken Staates ist: Im bekannt Privatisierungs-freudigen Großbritannien liegt sie bei 44 Prozent, in Japan sinds 42,4 und selbst in den USA macht der staatliche Sektor noch 33 Prozent aus.

1
Jun
2006

Boom im Maschinenbau

Bereits im Jahr 2005 konnte die deutsche Maschinenbaubranche ihr Produktionsvolumen um 4,7 Prozent gegenüber 2004 steigern. Im laufenden Jahr sollen es nun sogar fünf Prozent werden, nachdem vor einigen Monaten, während der Tarifverhandlungen, weiter die im Herbst 2005 aufgestellte Prognose von nur zwei Prozent kommuniziert wurde. Der Branchenverband VDMA schätzt, dass mittlerweile im Schnitt drei Prozent der Beschäftigten von Leiharbeitsfirmen kommen, weil die Unternehmen trotz voller Bücher und Rekordauslastung nicht einstellen. In manchen Bereichen erreiche die Leiharbeit bis zu sechs Prozent, so der Hauptgeschäftsführer des VDMA lauf FR von gestern. Die durchschnittliche Auslastung betrage derzeit 89 Prozent, üblich seien nur 86 bis 87 Prozent. Von Januar bis April sei der Auftragseingang im Inland um 15 Prozent gewachsen, aus dem Ausland kamen 14 Prozent mehr Aufträge. Das ergibt einen aktuellen Bestand an Bestellungen, der die nächsten vier Monate komplett auslastet. Und der VDMA-Präsident ist zuversichtlich, dass 2007 noch besser wird als 2006.

30
Mai
2006

Konsumklima

Unter Berufung auf die Marktforscher GFK berichtet die FR heute über die aktuelle Konsumlaune der Bundesbürger. Sie – respektive der GFK-Konsumklimaindex – sei so hoch wie seit Anfang 2001 nicht mehr. Als Gründe für den steigenden Optimismus nennen die Forscher neben großem Vertrauen in die Regierung die Tarifabschlüsse in der Metall- und Elektroindustrie, die ja bekanntlich deutliche Gehaltssteigerungen brachten.

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