Gestern interviewte die
FR Bundesentwicklungs-ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und sprach mit ihr über energiepolitische Fragen. Hier ein Auszug:
Frankfurter Rundschau:Nach Berechnungen der Internationalen Energie-Agentur müssten die Entwicklungs- und Schwellenländer bis 2030 pro Jahr 300 Milliarden Dollar für eine verlässliche Energieversorgung investieren. Können die Staaten der südlichen Halbkugel das selbst stemmen?
Heidemarie Wieczorek-Zeul: Nein, das können die Entwicklungsländer natürlich nicht. Deshalb ist es ja so wichtig, dass die Weltbank sich zum ersten Mal seriös in ihrem Entwicklungsausschuss mit der Frage der Investitionen in Erneuerbare Energien, in Energieeffizienz und saubere Kohle befasst hat. Nun kommt es darauf an, dass tatsächlich alle Finanzierungsinstrumente im Portfolio der Weltbank genutzt werden, aber auch bei der globalen Umweltfaszilität, also in der Partnerschaft mit den Vereinten Nationen, Fortschritte gemacht werden.
Frankfurter Rundschau:Was würde es für die Entwicklungsländer bedeuten, wenn die internationalen Organisationen keinen Erfolg erzielen?
Heidemarie Wieczorek-Zeul:Ein Drittel der Menschheit ist ohne Zugang zu moderner Energie. Wir haben uns schon auf der internationalen Konferenz für Erneuerbare Energien 2004 in Bonn dafür ausgesprochen, dass eine Milliarde Menschen bis zum Jahr 2015 den Zugang zu Energiedienstleistungen aus Erneuerbaren Energien erhält. Damals haben 150 Regierungen 200 selbstverpflichtende Aktionen für ihr eigenes Handeln zugesagt. Auch die Weltbank hat versprochen, ihr Energieportfolio Jahr für Jahr um rund 20 Prozent in Bezug auf Erneuerbare Energien auszuweiten. Das hat sie auch getan. Das heißt: Der Erfolg ist abhängig vom Engagement aller Beteiligten, in Industrie- wie Entwicklungsländern.
Frankfurter Rundschau:Die Erhöhung des Weltbank-Etats für Erneuerbare Energien macht mit 748 Millionen Dollar nur einen Bruchteil der benötigten Mittel aus.
Heidemarie Wieczorek-Zeul:Deshalb wollen wir, dass die Weltbank aufstockt. Zweitens existiert zusätzlich die globale Umweltfaszilität. Drittens gibt es die Möglichkeit des Clean Development Mechanism. Das heißt, dass private Unternehmen ihre Reduzierung der CO2-Emissionen auch durch Investitionen in Entwicklungsländern umsetzen können. Das sind wichtige privatwirtschaftliche Anreize. Bei uns im Ministerium sind Anfragen von Entwicklungsländern zu Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz der Renner. Deutschland hat auf der Konferenz für Nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg zugesagt, bis 2007 insgesamt eine Milliarde Euro für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz zur Verfügung zu stellen. Der Betrag ist schon nach drei Jahren vollständig abgefragt gewesen. Das zeigt, wie hoch das Interesse ist. Wenn viele Geber handeln wie wir, können wir viel erreichen.
Frankfurter Rundschau:Welche Folgen haben die hohen Ölpreise für die Finanzierung der Investitionsvorhaben?
Heidemarie Wieczorek-Zeul:Dramatische. Die Erdöl importierenden Entwicklungsländer haben schon heute zusätzliche Aufwendungen durch die gestiegenen Ölpreise, die fast die Summe der gesamten öffentlichen Entwicklungshilfe ausmachen. Es muss daher alles getan werden, um wegzukommen vom Öl. Andernfalls würde alles zunichte gemacht, was wir mit der Entwicklungszusammenarbeit und dem Schuldenerlass bezwecken.
martin1969 - 3. Mai, 14:06