10
Apr
2007

Außenhandel

PM von Destatis von heute, in Auszügen:

Wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Ergebnisse mitteilt, wurden im Februar 2007 von Deutschland Waren im Wert von 77,6 Milliarden Euro ausgeführt und Waren im Wert von 63,4 Milliarden Euro eingeführt. Die deutschen Ausfuhren waren damit ebenso wie die Einfuhren im Februar 2007 um 10,9% höher als im Februar 2006. Die Außenhandelsbilanz schloss im Februar 2007 mit einem Überschuss von 14,2 Milliarden Euro ab. Im Februar 2006 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz 12,7 Milliarden Euro betragen. Die Leistungsbilanz wies nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank im Februar 2007 einen Überschuss von 8,4 Milliarden Euro aus, im Februar 2006 hatte die deutsche Leistungsbilanz einen Aktivsaldo von 8,1 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Pressemitteilung, incl. Tabelle, ist auch im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes zu finden:

http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2007/p1510181.htm

Gas-Kartell?

Laut FR von heute diskutierten Vertreter von 14 Gas exportierenden Ländern bei einem Treffen in Katar über eine intensivere Kooperation bis hin zur Gründung eines Kartells nach Vorbild der OPEC. Vereinbart wurde eine Expertenkommission, die Möglichkeiten für eine Stärkung der Stellung der Förderländer finden soll. Russland als Anführer der Gruppe und Iran hatten im Vorfeld erklärt, man wolle kein Kartell. Der Energieminister von Algerien sprach hingegen klar von einer Gas-OPEC als Ziel.

Die FR berichtete heute am 15. November 2006 über einen Artikel der Financial Times. Das britische Blatt schreibt ohne Quellenangaben über einen Bericht von Wirtschaftsberatern für die Nato-Botschafter, in dem die Berater vor einem Gaskartell a la OPEC warnen, dass Russland zusammen mit Algerien, Libyen, Katar und einigen zentralasiatischen Ländern bilden bilden könne. Der russische Regierungssprecher Peskow dementierte, die "Verfasser dieser Studie verstehen einfach unsere Idee von Energiesicherheit nicht".

Bereits Anfang März hat Analyst Josef Auer von DB-Research eine 16-seitige Analyse der EU-Energiepolitik veröffentlicht. Hier ein Abschnitt, der sich mit der Gas-OPEC beschäftigt. Das PDF (318 KB) in voller Länge hier.

Gas-OPEC unterminiert Nabucco und EU-Strategie
Anfang Februar 2007 wurde bekannt, dass Gespräche zwischen Russland, Iran und anderen Gas exportierenden Ländern mit dem Ziel einer stärkeren Kooperation im Gassektor stattgefunden haben. Von russischer Seite verlautete zwar, die engere Kooperation ziele nicht auf eine Kartellbildung nach dem Muster der OPEC ab. Gleichwohl wurde der Vorschlag einer Gas-OPEC von iranischer Seite unterbreitet – und der russische Präsident Putin bewertete den iranischen Vorschlag als eine "interessante Idee".

Die Bildung einer Gas-OPEC hätte weitreichende Konsequenzen für die EU – insbesondere für Länder mit hohem Gasimportanteil. Da Erdgas merklich höhere Ansprüche an den Transport stellt als Erdöl oder Kohle, liegt es in besonderem Interesse der EU und der einzelnen Länder, schon jetzt eine Strategie zur Minderung der Importabhängigkeit bzw. von Ausfallrisiken zu entwickeln und durchzusetzen.

Die EU befürwortet einerseits die Nutzung unterschiedlichster Energieträger, andererseits eine stärkere räumliche Diversifikation durch die Einbindung weiterer (auch weit entfernter) Gaslieferländer. Hoffnungsträger zur Erhöhung der Versorgungssicherheit sind der Auf- und Ausbau einer leistungsfähigen LNG-Infrastruktur sowie neue große Pipeline-Projekte. Die EU will mit ihrer Strategie der "Transeuropäischen Netze für Energie" (TEN-E) einerseits eine größere Unabhängigkeit von traditionellen Transitländern für russisches Gas (wie die Ukraine und Weißrussland) erreichen; dazu soll die Ostsee-Pipeline (Nord Stream) beitragen. Andererseits wird auf eine stärkere Diversifizierung jenseits russischer Gasquellen gesetzt.

Die "Nabucco"-Pipeline verkörpert das Streben der EU nach einer grundsätzlich größeren Unabhängigkeit von Russland. Das Projekt "Nabucco" gilt als eines der wichtigsten Energieprojekte Europas zur Steigerung der Versorgungssicherheit mit Erdgas. Die 3.300 km lange Pipeline soll künftig den Transport von Erdgas aus dem kaspischen Raum über die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis nach Österreich ermöglichen – und damit die Abhängigkeit von russischem Erdgas und den traditionellen Transitländern mindern. Da die Leitung in Österreich endet, wird das Land zur wichtigen "Drehscheibe" im europäischen Netz. Die Kapazität der 1,42 m dicken Leitung soll etwa 30 Mrd. m3 p.a. erreichen. Der Bau der Pipeline, der bis 2020 etwa USD 45 Mrd. kosten wird, könnte nächstes Jahr beginnen. Erste Lieferungen – zunächst wohl aus Aserbaidschan – wären ab 2011 möglich.

Brisant in Bezug auf eine mögliche Gas-OPEC ist dabei die Tatsache, dass die Pipeline nicht zuletzt auf die reichlichen Vorkommen im Iran, einem der wichtigsten Gasreserveländer, abzielt. Schlössen also der Iran und Russland eine Gas-Allianz, könnte von einer größeren Gasversorgungssicherheit durch das Projekt nicht die Rede sein. Überdies besteht die Gefahr, dass auch potenzielle LNG-Lieferländer wie Katar, Algerien oder Indonesien, die derzeit noch reserviert reagieren, perspektivisch Interesse an einem Gas-Kartell entfalten. Damit stünde aber auch der Erfolg einer Alternativstrategie zur Anzapfung von Quellen weit entfernter Lieferländer mittels LNG-Verschiffung in Frage.

Allerdings darf nicht übersehen werden, dass auch das Gasgeschäft kein Nullsummenspiel ist. Die Vorstellung, eine Gas-OPEC könne die europäischen Gasimporteure nach Belieben "erpressen", ist wirklichkeitsfremd. Tatsächlich besteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Bei dauerhaften Verstößen gegen die Spielregeln dürfte es nur Verlierer geben. Das Beispiel der OPEC zeigt, dass das Ausspielen ihrer Marktmacht regelmäßig durch ökonomische Anpassungsmechanismen (wie Energiesparen, Diversifikation und Entwicklung von Alternativen bis zum Kernenergieausbau) verhindert wurde. Kooperation, Informationsaustausch und die Pflege einer Energiepartnerschaft sind wohl die besseren Alternativen für die EU.

Repower-Übernahme

Am 10. April meldet DPA, dass die indische Suzlon-Gruppe ihr Kaufangebot an Repower-Aktionäre von 126 auf 150 Euro je Aktie erhöht hat und damit Areva um zehn Euro überbietet. In der in der FR veröffentlichten Meldung heißt es weiter: Das gesamte Unternehmen sei damit mit 1,22 Milliarden Euro bewertet, teilte Suzlon mit. Areva hat nun bis zum 20. April Zeit, das Angebot für REpower nochmals zu erhöhen. Gleichzeitig teilte Suzlon mit, dass die Gruppe über Ostern 7,7 Prozent des REpower-Kapitals aufgekauft habe. Mit der verbündeten portugiesischen Martifer-Gruppe kommt Suzlon auf einen aktuellen Anteilsbesitz von 32 bis 33 Prozent an REpower, während Areva 30 bis 31 Prozent hält.

Am 20. März legt die FR dann auf Seite 3 mit einer Übersicht nach. Demnach hält Areva die 29,9 Prozent bereits seit 2005. Der Bieter-Wettbewerb startete im Januar, als Areva bei einem Aktienkurs von 90 EUR 105 EUR bot. Suzlon, die Joachim Wille in der FR als weltweite Nummer 5 im Windgeschäft bezeichnete, legte daraufhin mit 126 EUR nach. Wille erinnert auch daran, dass Repower 2004 beinahe pleite war und 2002 noch mit rund 70 Mio. EUR bewertet wurde. Varenholt, der Repower-Vorstandsvorsitzende, hat sich erst für Areva, dann für Suzlon als Käufer ausgesprochen. Das scheint logisch, denn Areva nehme die Windkraft sehr ernst, behandle sie nicht nur als Feigenblatt für die Atomkraft, habe viel Kapital und guten Zugang zum Stromnetz. Suzlon hingegenist eh schon in der branche aktiv, hat eine Beschäftigungsgarantie für die deutschen Mitarbeiter abgegeben und sogar ein neues Forschungszentrum und damit neue Jobs in Aussicht gestellt. Deshalb, so Varenholt, sei es letztlich eine Frage des Preises.

Repower hat, so der Bericht, 2006 einen Umsatz von 461 Mio. EUR und einen Reingewinn von 7,05 Mio. gemacht (2005: 335 Mio bzw. -6,7 Mio.) und beschäftigt 738 Menschen. 2007 soll der Umsatz 650 Mio. betragen, 2008 bereits 800. (Zahlen korrigiert und ergänzt nach FR vom 22. März).

Mittlerweile bietet Areva 140 EUR je Aktie, meldet die FR am 16. März, womit Repower mit 1,1 Mrd. EUR bewertet wäre. Areva soll mittlerweile bei 30 Prozent liegen, die mit Suzlon verbündete portugiesische Martifer 26 Prozent.

Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen den Aktionären laut FR vom 8. März 2007, das Angebot der indischen Suzlon-Gruppe anzunehmen. Die bietet 126 EUR je Aktie statt 105 wie der französische Staats- und Atom-Konzern Areva.

Bereits am 10. Februar hatte die FR über das Angebot von Suzlon berichtet. In dem Text steht auch, dass die Inder in den ersten neun Monaten 2006 bei einem Umsatz von 832 Mio. EUR einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 180 Mio. EUR gemacht haben. Die FR listet auch die größten Windkraftanlagenhersteller auf: 2005 soll Vestas einen Marktanteil von 28 Prozent geehabt haben, GE 18 Prozent, Enercon (BRD) und Gamesa (Spanien) je 13 und Suzlon sechs. Ebenfalsl unter den ersten 10 seien Nordex, Repower und Siemens.

Am 23. Januar bestimmt das Areva-Angebot für Repower fast eine ganze Seite im FR-Wirtschaftsteil. Laut Areva-CHefin Anne Lauvergeon soll die Repower-Übernahme ein komplett neues Geschäftsfeld eröffnen, künftig will Areva mit Kernkraft und Erneuerbaren wachsen. Areva setzt allein in Deutschland 1,2 Mrd. EUR um und beschäftigt 6500 Menschen, weltweit sind es 58 000 Angestellte, 10,1 Mrd. EUR Umsatz und 1 Mrd. EUR Gewinn. 66 % des Areva-Umsatzes kommen aus der Kernenergie, der Rest aus Stromverteilung und -transport. 87 Prozent von Areva sind in Staatsbesitz, 80 Prozent ihres Stroms decken die Franzosen aus AKW. Areva ist in 40 Staaten vertreten und bedient Kunden in 100 Ländern. 30 Prozent an Repower hält der Konzern aktuell und zwar bereits seit 1995. Die Martifer-Gruppe aus Portugal, Verbündete der Inder Suzlon (was zum damaligen Zeitpunkt allerdings noch nicht bekannt ist), hält 25 Prozent. Areva bietet mit 105 EUR 17 Prozent mehr als der letzte Schlusskurs, nach dem Gebot schnellt die Aktie allerdings um 20 Prozent hoch und die weitere Entwicklung ist ja bekannt. Arbeitsplätze sollen nicht abgebaut werden. Repower hingegen will 2007 einen Umsatz von 650 Mio. EUR nach 450 Mio. in 2006 erzielen, 850 Mio. sollen es dann 2008 sein. 2004 und 2005 machte Repower allerdings Verlust. Laut europäischem Windkraftverband soll der weltweite Markt mit jährlich 25 Prozent wachsen. Repower hat seinen Marktanteil in D-Land 2006 von 5,5 auf 7,6 Prozent erhöht und ist damit hinter Vestas und Enercon die Nummer 3. Konzernchef Fritz Varenholt begrüßt den Einstieg von Areva (und in der Folge auch denVon Suzlon), weil der Konzern das anstehende Wachstum (Offshore) nicht alleine finanzieren könne.

bwl
energie
impressum
mischkonzern
nachhaltigkeit
schluessel
umverteilung
vwl
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren