7
Dez
2006

Einkommen driften weiter auseinander

So lautet die Überschrift des Aufmachers im aktuellen Newsletter der Böckler-Stiftung. Berichtet wird über den neuen Verteilungsbericht des WSI, der sich mit der Nettolohnquote http://de.wikipedia.org/wiki/Nettolohnquote und dem privat verfügbaren Volkseinkommen (= BIP) http://de.wikipedia.org/wiki/Volkseinkommen beschäftigt. Die Lohnquote gibt den Anteil der Einkommen aus unselbstständiger Arbeit am BIP an, Nettolohnquote ist also nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben.

Die Nettolohnquote betrug 2005 nach WSI-Angaben nur noch 41,2 % des BIP, der niedrigste Wert seit 1960 (55,8 % in Westdeutschland). 1991 lag sie für Gesamtdeutschland noch bei 48,1 % und im ersten Halbjahr 2006 sogar unter 40 % (38,1 %), so dass laut WSI die Gefahr besteht, dass dieser Wert für das gesamte 2006 unter 40 % bleibt. Gründe: Arbeitslosigkeit, niedrige Lohnsteigerungen, Ausbreitung des Niedriglohnsektors, Zusatzbelastungen für Arbeitnehmer etwa bei der Krankenversicherung. Die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen, die nur eine relativ kleine Gruppe der Bevölkerung in nennenswerter Größe bezieht, steigt hingegen und liegt aktuell bereits bei einem Drittel des BIP. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Veränderung bei den Steuerbelastungen: Die Lohnsteuerbelastung ist zwischen 1960 (Westen) und 2006 von 6,3 % auf 18 % gestiegen, die Steuerbelastung von Gewinn- und Vermögenseinkommen hingegen von 20 auf 6 % gesunken. Selbst wenn nur der Vergleich mit 1991 (Gesamtdeutschland) gezogen wird, bleibt die Tendenz deutlich, damals betrug die Steuerbelastung der Arbeitseinkommen 17,2 %, die der Vermögen und Gewinne 7,7 %. Und das bei steigenden Bruttogewinnen der Unternehmen: von 238,4 Mrd. EUR 1996 auf 420 Mrd. EUR 2005. Und bei sinkenden Unternehmenssteuern: Laut Bundesfinanzministerium, so ein weiterer Artikel im Newsletter, ist der maximale Grenzsteuersatz aus Körperschafts- und Einkommenssteuer sowie Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag für Personengesellschaften seit 2000 von 54,5 % auf 45,7 % gesunken und für Kapitalgesellschaften von 51,8 auf 38,7 Prozent. Für 2008 geplant ist die Senkung für beide Unternehmensgruppen auf 29,8 %.

www.boecklerimpuls.de

Arbeitskosten

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) Nr. 509 vom 07.12.2006:

Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes zahlten Arbeitgeber im dritten Quartal 2006 im produzierenden Gewerbe und in den marktbestimmten Dienstleistungsbereichen kalenderbereinigt 0,5% mehr für eine geleistete Arbeitsstunde als in dem entsprechenden Vorjahresquartal. Im Vergleich zum Vorquartal verteuerte sich eine Arbeitsstunde saison- und kalenderbereinigt um 0,1%. Die moderate Entwicklung der Arbeitskosten setzte sich damit fort.

Für das zweite Quartal 2006 liegen Ergebnisse des Arbeitskostenindex für fast alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union vor. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2005 sind die Arbeitskosten in Malta und Deutschland kalenderbereinigt mit + 0,7% am geringsten gestiegen. Im Euro-Währungsgebiet stiegen sie mit + 3,1% und in der Europäischen Union mit + 2,4% deutlich stärker an. Das Wachstum der Arbeitskosten in Frankreich lag mit + 3,5% ebenfalls deutlich über dem Anstieg in Deutschland. Die höchste Veränderungsrate der Arbeitskosten verzeichnete Lettland (+ 22,7%).

Seit dem Jahr 2000 bis zum zweiten Quartal 2006 ist die Kostenbelastung der Arbeitgeber für eine geleistete Arbeitsstunde in keinem Mitgliedstaat der Europäischen Union geringer gestiegen als in Deutschland. Während in Deutschland die Arbeitskosten kalender- und saisonbereinigt um 9,8% stiegen, betrug das Wachstum in der Europäischen Union 22,3%. Sowohl die Bruttolöhne und -gehälter als auch die Lohnnebenkosten trugen zu dieser Entwicklung bei. Der Anstieg der Bruttolöhne und -gehälter lag in der Europäischen Union mit + 22,3% über dem Wachstum in Deutschland (11,7%). Noch deutlicher sind die Unterschiede bei den Lohnnebenkosten. Sie sind in der Europäischen Union seit 2000 mit + 23,3% deutlich stärker gestiegen als in Deutschland (+ 3,5%).

Der Arbeitskostenindex misst die Entwicklung der Arbeitskosten je geleistete Stunde in der jeweiligen Landeswährung. Die Zeitreihen von Staaten außerhalb des Euro-Währungsgebiets sind daher nicht währungsbereinigt.

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