6
Okt
2006

PDS will mit CDU Stromkonzerne zerschlagen

Für seinen Plan, die großen deutschen Stromversorger notfalls zu zerschlagen, erhält hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) Unterstützung von seinem Berliner Kollegen Harlad Wolff (PDS). Auch Wolff will „die Oligopole der Stromkonzerne knacken“, sagte er der FR (lt. Wirtschaftsteil von heute). Bei Marktmissbrauch von Energiefirmen müsse der Staat diese zwingen, Kraftwerke zu verkaufen, was auch Rhiel als letzte Konsequenz gefordert hatte, wenn Verschärfungen des Wettbewerbsrechts nicht zögen. Wolff fordert außerdem, die Strompreisaufsicht über 2007 hinaus bei den Ländern zu belassen und die Strompreisgestaltung der Konzerne auf allen Ebenen zu überprüfen, nicht nur bei den Netzen.

Wirtschaftsminister Pfister (FDP) aus BaWü meint, Rhiels Vorschlag sei theoretisch möglich, praktisch aber wirkungslos, weil sich die zugehörigen Prozesse jahrelang hinziehen werden und in dieser Zeit der Wettbewerb nicht gefördert werde. NRW-Kollegein Christa Thoben (CDU) will ebenso wie das Bundeskartellamt eine stärkere Missbrauchsaufsicht.

Pellets-Preise

Der Aufmacher im FR-Wirtschaftsteil beschäftigt sich heute mit dem Preisanstieg Holzpellets. Diese kosten aktuell rund 25 bis 30 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, mit steigendem Trend wegen der beginnenden Heizsaison. Mancherorts habe es vor einigen Monaten sogar Lieferschwierigkeiten gegeben, die aber laut Deutschem Energie-Pelletverband nicht auf Produktionsengpässe zurückgingen, sondern auf die Tatsache, dass viele Hersteller ihre Pellets ins Ausland verkauft hätten, das in Deutschland die Nachfrage in den Jahren zuvor zu niedrig gewesen sei. Mittlerweile gebe es genug Produktionskapazität, manche Anbieter würden sogar bereits anderes als nur Sägemehl verarbeiten – beispielsweise auch Rundholz aus dem Wald. In jedem 550sten Haushalt stehe ein Pelletbrenner, der Verband rechnet aber mit Wachstumsraten von 100 Prozent und hofft auf eine installierte Zahl von 70 000 Ende 2006. Die Zahl der Kaminkachelöfen beträgt vier Mio. und die der offenen Kamine 1,3 Mio. Die Folge: Nach dem starken Ölpreisanstieg herrscht ein wahrer Run aufs Brennholz, Hessen-Forst beispielsweise hat den Absatz seit 2002 von 250 000 Festmeter auf 800 000 gesteigert. Tendenz auch hier weiter steigend. Ein Forstexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sagt steigende Preise fürs Holz und zunehmende Konkurrenz zwischen Papier- und Energienutzung voraus. Bayerns Landwirtschaftsminister schätzt, dass aus heimischen Wäldern noch 50 Prozent mehr Holz geholt werden könne als bislang und auch das Kompetenzzentrum Hessen-Rohstoffe sieht steigende Preise. Und bald werden sich vermutlich die ersten Umweltverbände sorgen machen über fehlendes Totholz im Wald, wenn sie das nicht bereits tun. Zu recht, denn ein gewisses Maß an Totholz ist tatsächlich immens wichtig für viele Lebewesen und für die Bodenerneuerung (Verrottung).

Destatis zur Lohnentwicklung

Es sieht so aus, als ob sich die Einkommensentwicklung so langsam endlich wieder über der Inflation bewegt. Wenn das nun ne Weile so bliebe, könnte endlich auch die Binnenkonjunktur ein bisschen anspringen. Hier eine PM von Destatis, versandt heute.

Verdienste in der Industrie im Juli 2006: + 2,1% zum Vorjahr
WIESBADEN - Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes verdienten die vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer im Produzierenden Gewerbe im Juli 2006 durchschnittlich brutto 3 091 Euro, das waren 2,1% mehr als im Juli 2005. Der Verbraucherpreisindex stieg in diesem Zeitraum um 1,9% und damit um 0,2%-Punkte schwächer als die Verdienste.

Die Angestellten im Produzierenden Gewerbe verdienten im Juli 2006 durchschnittlich 3 950 Euro (+ 1,6%), die Arbeiter und Arbeiterinnen 2 593 Euro (+ 2,1%). Dabei stiegen die bezahlten Wochenstunden der Arbeiter und Arbeiterinnen gegenüber Juli 2005 um 1,2% auf 38,4 Stunden.

Im Dienstleistungsbereich (Handel, Kredit- und Versicherungsgewerbe), in dem nur Angestellte erfasst werden, lagen die Bruttomonatsverdienste im Juli 2006 mit 2 822 Euro im Handel (+ 1,3%) und 3 475 Euro im Kredit- und Versicherungsgewerbe (+ 2,1%) - wie auch in den vorangegangenen Berichtsmonaten - niedriger als bei den Angestellten im Produzierenden Gewerbe.

26 Milliarden

Aus einer heute verschickten PM des Bundes der Energieverbraucher e.V.

Der Bund der Energieverbraucher hat Berechnungen vorgelegt, nach denen die Stromversorger jährlich 26 Milliarden Euro zuviel für den Strom in Rechnung stellen. „Die deutsche Stromwirtschaft belastet seit Jahren Wirtschaft und Verbraucher mit Strom- und Gaspreisen, die um 26 Milliarden Euro über einem angemessenen und fairen Niveau liegen. Dies kann nicht länger hingenommen werden“ sagte Verbandschef Dr. Aribert Peters in Bonn. Der Verein hat seine Berechnungen der Bundesnetzagentur, dem Bundeskartellamt und dem Bundeswirtschaftsministerium zugeleitet.

Die Stromkosten sind in Deutschland über alle Verbrauchergruppen betrachtet um etwa 5,2 Ct/kWh zu hoch. Eine Senkung der Strompreise um diesen Betrag würde weder die Versorgungssicherheit, noch den Neubau von Kraftwerken beeinträchtigen.

Die Regulierung der Netzentgelte durch die Netzagentur kommt in Deutschland acht Jahre zu spät. Sie wird nach gesetzlichen Regeln vollzogen, die weitgehend von der Stromwirtschaft selbst bestimmt wurden (Verbändevereinbarung).

Berechnungen zu Stromkosten und Strompreisen vom Bund der Energieverbraucher.
Die Strompreise setzen sich aus Stromerzeugungskosten, Verteilungskosten und Steuern und Abgaben zusammen.

Stromverteilkosten
Betrachten wir zuerst die Verteilungskosten: Die Haushalte zahlen für die Netznutzung im Schnitt 7 Cent/kWh. Industrieabnehmer zahlen etwa 3 Cent/kWh. In der Summe ergeben sich daraus Netzentgelte von 23 Milliarden Euro jährlich. Diese Verteilkosten sind viel zu hoch angesetzt, um überhöhte Renditen aus dem Netzbetrieb zu ziehen und den Wettbewerbern den Zugang zu erschweren. Vor der Liberalisierung im Jahr 1998 bestand kein Grund für überhöhte Netzentgelte. Die damals von verschiedenen unabhängigen Gutachten festgestellten Verteilkosten einschließlich Vertriebskosten und Gewinn lagen für Haushaltskunden bei etwa 3,3 Ct/kWh, für Sonderabnehmer von 1,84 Ct/kWh (z.B. Studie des EWI-Instituts Köln 1998 „Kostenorientierte Stromtarife“ für das Bundeswirtschaftsministerium, weitere Quellen unter www.energieverbraucher.de/seite1125.html). Bei 315 Mrd. kWh Stromlieferung an Sondervertragskunden belaufen sich dann die realistischen Verteilkosten auf 5,8 Mrd. Euro, für 185 Mrd. kWh Strom an Tarifkunden (Haushalt und Gewerbe) von 6,2 Mrd. Euro. Statt 32,7 Mrd. Euro Verteilkosten wären also nur 12 Milliarden Euro zu rechtfertigen. Jährlicher Zusatzgewinn ohne Leistungserbringung: 11 Milliarden Euro. Denn auch vor der Liberalisierung wurde an der Stromverteilung gut verdient. Zum Vergleich: Die Stromverteilkosten für Haushaltskunden betragen derzeit in Österreich 4,1 Ct/kWh, in Frankreich 4,8 Ct/kWh, im Schnitt aller EU-Staaten 3,7 Ct/kWh, in Deutschlandd 7 Ct/kWh. In den Erhalt und den Ausbau der Netze werden jährlich nur 2,4 Mrd. Euro investiert. Die überhöhten Verteilkosten sind deshalb nicht mit hohen Investitionen in die Netze begründbar. Die Sicherheit der Netze wäre bei deutlich geringeren Verteilkosten erhaltbar, wenn die Netzbetreiber endlich wieder in die Netze investieren würden, statt die Netzentgelte ohne Leistungen als Gewinn zu verbuchen.

Die tatsächlichen Stromerzeugungskosten liegen für die abgeschriebenen Braunkohle- und Kernkraftwerke unter 2 Ct/kWh (lt. Prof. Leprich, Uni Saarbrücken) und selbst für neue Gaskraftwerke bei rund 4 Ct/kWh. Im Durchschnitt über alle Kraftwerke liegen die Stromerzeugungskosten bei etwa 3 Ct/kWh. Derzeit wird aber für den Strombezug fast 6 Ct/kWh verlangt (EEX-Notierungen). Das sind 3 Ct/kWh oder 15 Milliarden Euro jährlich zuviel. Diese Marge wird bestätigt durch eine neue Studie der Uni Erlangen (Schwarz/Lang: The Rise In German Whosale Prices, Augst 2006, IWE Paper 02 2006, Seite 15). Dieses Geld wird keineswegs für den Bau neuer Kraftwerke eingesetzt. Jährlich werden in den Kraftwerksneubau weniger als 2 Milliarden Euro investiert. Der Strom wird heute weitgehend in lange abgeschriebenen Kraftwerken hergestellt. Über die Abschreibungen wurden in den vergangenen Jahrzehnten die Kraftwerksneubauten bereits von den Stromverbrauchern bezahlt. Damit ergeben sich ungerechtfertigte Zusatzgewinne der Stromwirtschaft in Höhe von rund 26 Milliarden Euro jährlich oder 2,2 Milliarden Euro monatlich. Das ist mehr, als der Bund für die Verteidigung ausgibt und dreimal mehr als der Bund für Bildung, Kultur und Forschung aufwendet und dreimal mehr, als die Mehrwertsteuererhöhung einbringt. In den vergangenen fünf Jahren hat die Stromwirtschaft also 130 Milliarden Euro zuviel kassiert.

5
Okt
2006

Robin Riehl gegen die Stromkonzerne

„Notfalls muss das Bundeskartellamt die Stromkonzerne zwingen können, einen Teil ihrer Kraftwerke an Dritte zu verkaufen.“

„ Hessen will das Wettbewerbsrecht verschärfen, damit – wenn alles andere nicht hilft – der Staat das Stromerzeugungs-Oligopol der vier Konzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW zerschlagen kann.“

So zitierte heute die FR den hessischen Wirtschaftsminister Alois „Robin“ Rhiel, der gestern seine Vorschläge zur Beseitigung der Marktbeherrschung durch große Energieversorger vorstellte. Rhiel will so die Zahl der Stromproduzenten deutlich steigern, den Wettbewerb beleben und den Verbraucher entlasten. Als Käufer sieht er Stadtwerke (evtl. mehrere zusammen), Finanzinvestoren oder ausländische Energiekonzerne. Das Kartellamt soll transparente Kriterien wie etwa Marktbeherrschung, nachgewiesener Missbrauch oder fehlenden Wettbewerb definieren, wozu das Gesetz gegen Wirtschaftsbeschränkungen um einen „Struktureingriffsparagraphen“ ergänzt werden müsse. Laut Rhiel behindern technische Probleme an den Außengrenzen des deutschen Stromnetzes den Stromimport und damit den Eintritt ausländischer Wettbewerber in großem Stile. Der Markt werde daher also keine Belebung erfahren.

Deine NRW-Kollegin Thoben hat sich gegen solche Eingriffe ausgesprochen und will zusammen mit Bundeswirtschaftsminister Glos lediglich die Missbrauchsaufsicht durch die Kartellbehörden verschärfen und Blockaden beim Netzzugang abbauen. Die Länder sollen, so Thoben, die Aufsicht über die Strompreise auch über 2007 hinaus behalten – wie wirkungsvoll das zuletzt war, kann jeder an seiner Stromrechnung ablesen.

2
Okt
2006

Energiepreise

Zusammenfassung FR-Wirtschaftsteil 28. bis 30. September:

Gaspreiserhöhungen stehen an. 8 Prozent Plus bei Eon Mitte, zehn Prozent bei Eon Thüringen, RWE Rhein-Ruhr und Westfalen-Weser-Ems haben zum 1. Juli schon um fünf Prozent erhöht, RWE Energy in Essen kündigt nun ebenfalls Preiserhöhungen an. Ruhrgas, die viele regionale Versorger und Stadtwerke beliefern, kündigen ebenfalls Preiserhöhungen an, die Importpreise hätten sich, so eine Ruhrgas-Sprecherin, in zweieinhalb Jahren praktisch verdoppelt. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sagt, die Preise seien im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent gestiegen.

Interessant wird das ganze vor dem Hintergrund der durch das Eingreifen der Bundesnetzagentur sinkenden Netzentgelte: Eon Westfalen-Weser muss mit zehn Prozent weniger als den beantragten Entgelten zurecht kommen.

Absurd (oder ein Redigierfehler?) vor diesem Hintergrund das Zitat eines Eon-Thüga-Sprechers in der FR am 28. September: „Ohne die gesunkenen Netzkosten müssten wir den Gaspreis statt um 0,5 sogar um 0,7 Cent je Kilowattstunde erhöhen?“

In der gleichen Ausgabe wird unter Berufung auf das Handelsblatt darüber berichtet, dass Wirtschaftsminister Glos (CSU) Anbietern von Strom, Gas oder Fernwärme per Änderung des Kartellrechts (5. Abschnitt GWB „Sonderregeln für bestimmte Wirtschaftsbereiche) verbieten lassen will. Preise zu fordern, die die Kosten in unangemessener Weise überschreiten. Planwirtschaft, ick hör dir trapsen? Faktisch wird es nur als Drohgebärde zu verstehen sein und selbst wenn das käme: wer bestimmt dann die Angemessenheit?

Außerdem berichtet der FR-Wirtschaftsteil vom 29. September unter Berufung auf den Destatis-Chef Hahlen, Demnach dass private Endverbraucher zwischen Januar 2004 und August 2006 Preissteigerungen von 28 Prozent für Haushaltsenergie und Kraftstoffe hinnehmen mussten, während die Verbraucherpreise insgesamt in dieser Zeit nur um drei Prozent gestiegen sind. Heizöl wurde um 75, Diesel um 33 und Benzin um 27 Prozent teurer.

Aktuelles von der Konjunktur

Zusammenfassung von FR-Meldungen zur Konjunktur aus den vergangenen Tagen:

Maschinenbau weiter stark
Auch im August weiter wachsende Auftragseingänge, VDMA teilt mit: reales Wachstum gegenüber Juli 21 Prozent, 20 Prozent mehr aus dem Ausland, 23 Prozent mehr aus dem Inland. Im Dreimonatsvergleich, der weniger schwankungsanfällig für Großaufträge ist, ein immer noch stattliches Auftragsplus von 16 Prozent. Im Gesamtjahr will die Branche ihr Produktionsvolumen preisbereinigt um 5 Prozent steigern und damit ein neues Rekordjahr verbuchen. Mittlerweile sei es nicht mehr nur der Export, sondern auch steigende Investitionsbereitschaft bei inländischen Abnehmern, der die Auftragsbücher füllt, so der VDMA. (FR vom 29. September)

Einzelhandel stagniert
Der Präsident des HDE erwartet für 2006 nur eine Umsatzsteigerung von 0,75 Prozent und für 2007 Stagnation (statt einem Plus von 1 Prozent ohne MWSt.-Erhöhung, so der HDE). Komischerweise berichtet der HDE-Präsident aber dennoch von aufgehellter Stimmung im Einzelhandel und zunehmendem Optimismus. (FR vom 29. September)

Gewerkschaftsinstitut erwartet Lohnplus
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung erwartet, dass die Bruttolöhne 2006 um durchschnittlich 1,7 Prozent steigen. Für das Produktivitätswachstum erwarten sie hingegen ein Plus von 1,9 Prozent. (FR vom 29. September). Übrigens: Inflation im Juni und Juli: 2,0 bzw. 1,9 Prozent (http://volkswirtschaft.twoday.net/stories/2521249/ oder http://volkswirtschaft.twoday.net/stories/2511104/)

Destatis zum Einzelhandelsumsatz August
0,1 Prozent mehr als im Juli hätte der Einzelhandel im August verkauft, so Destatis, preisbereinigt sei kein Zuwachs zu melden. Immerhin, denn im Juli sank der Umsatz gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent. Und im Jahresvergleich gab es im August 2006 immerhin ein Prozent Zuwachs. (FR vom 30. September)

Inflation Euroland
Die jährliche Inflationsrate in Euroland sei im September zum ersten Mal seit einem Jahr stabil, so Eurostat. Sie liege bei 1,8 Prozent nach 2,3 Prozent im August. (DPA in FR vom 30. September)

Mehr JobsAus der aktuellen Arbeitslosenstatistik: Die aktuell 4,24 Mio. Arbeitslosen sind 134.000 weniger als im August und 409.000 weniger als im September 2005. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg zugleich um 69.000 auf 39,2 Mio., davon 26,3 Mio. sozialversicherungspflichtig, 194.000 mehr als ein Jahr zuvor. Ebenso aufwärts geht es bei der Zahl der offenen Stellen. Deshalb erwartet die Bundesagentur für Arbeit nun im Jahresschnitt 4,5 statt zuvor 4,6 Mio. Arbeitslose, rechnet aber bereits für 2007 mit Stillstand auf dem Arbeitsmarkt. Bei einem prognostizierten Wachstum von 1,7 Prozent würden keine Jobs geschaffen. (FR vom 29. September)

StahlabschlussNachdem die 85.000 westdeutschen Stahlarbeiter sich schon seit gut einer Woche über 3,8 Prozent mehr Lohn ab 2007 freuen können, ist dieser Abschluss nun auch für Ostdeutschland (8.000 Beschäftigte) übernommen worden, allerdings mit niedrigeren Einmalzahlungen. (FR vom 28. September)

30
Sep
2006

Energiemarkt: Liberalisierung vs. Wettbewerb

Naheliegende Überlegungen von Claudia Kemfert, Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, druckt die FR im Wirtschaftsteil von heute.

Kemfert nimmt die aktuellen Auseinandersetzungen um Endesa zum Anlass. Die Nerven der Spanier liegen blank, die hektischen Bemühungen von Regierung (gegen Eon) und verschiedenen Konzernen (zu Überbnahmen und Fusionen) zeigen das. Die Großfusion (oder Übernahme, je nach Standpunkt mb) Eon/Endesa solle verhindert werden. Die EU aber wolle freien Wettbewerb, wozu auch Fusionen gehören – zumal im Energiesektor, wo Größe zähle. Spanien trage diese Politik in der EU schon seit langem mit und könne sich daher nicht jetzt verschließen. Interessant wird dann der letzte Abschnitt ihrer Argumentation: Man müsse sich klar vor Augen halten, „dass diese Entwicklung zwar aus dem Wettbewerbsgedanken heraus geboren wurde, aber nicht notwendigerweise zu mehr Wettbewerb führt.“ Denn wenn immer weniger Anbieter den Markt kontrollieren, steigt die Gefahr marktmissbräuchlichen Verhaltens, konkret: ungerechtfertigt hoher Energiepreise. Kemferts Lösungsvorschlag: eine europäische Regulierungsbehörde.

29
Sep
2006

Ökonomische Relevanz Solarbranche

Aus einer gestern am Abend verschickten Pressemeldung des BMU:

Insgesamt sind heute rund 3.500 Unternehmen in der Herstellung von Photovoltaik-Produkten in Deutschland aktiv. Die Branche erwirtschaftete 2005 einen Umsatz von mehr als 3 Mrd. Euro. Derzeit entstehen in Deutschland mehr als zehn Solarfabriken mit einem Investitionsvolumen von 500 Mio. Euro. Dies sichert über 25.000 Arbeitsplätze.

26
Sep
2006

Neues vom Wirtschaftswachstum

Zusammenfassung zweier Artikel im Wirtschaftsteil der FR vom 7. und 15. September, die sich mit verschiedenen Berichten und Prognosen zum Wirtschaftswachstum beschäftigen.

Die Eu-Kommission erwartet für 2006 das stärkste Wachstum seit der Jahrtausendwende. Für die Eurozone wurde die Prognose von 2,1 Prozent im Mai auf 2,5 Prozent angehoben, für die gesamte Union sogar von 2,3 auf 2,7 Prozent. Deutschland wird demnach mit 2,2 Prozent (Erwartung vom Mai: 1,7) unterdurchschnittliches Wachstum zeigen. Und EU-Wirtschaftskommissar Almunia erwartet, dass die aktuelle Prognose für 2007 von knapp zwei Prozent Wachstum in der Eurozone demnächst angehoben werde.

Das decke sich, so der Artikel vom 7. September, mit den Prognosen von IWF oder OECD, die ebenfalls erhöht wurden. Am 15. September schreibt die FR dann über diese beiden Organisationen. Der IWF erwartet demnach für die deutsche Wirtschaft ein Plus von 2,0 Prozent in diesem und 1,3 Prozent im nächsten Jahr – wegen Fußball-WM einerseits und MWSt.-Erhöhung andererseits. Weil aber trotz der für 2007 prognostizierten Abschwächung die Investitionstätigkeit anhalten werde, sei das geringere Wachstum 2007 kein Indiz für eine generelle Konjunkturabkühlung. Der IWF beziffert zugleich das Wachstum in der EU im zweiten Quartal (WM!) auf 3,6 Prozent. Seine Prognose für die Weltwirtschaft hebt der Fonds auf 5,1 Prozent für 2006 und 4,9 Prozent für 2007 an.

22
Sep
2006

Preisbindung für Erdgas

Die Wirtschaftsredaktion der FR hat in einem Artikel der gestrigen Ausgabe die Problematik der Bindung des Preises für Erdgas an jenen von Erdöl aufgegriffen. Instinktiv bin ich immer davon ausgegangen, dass diese Koppelung gegen die Verbraucherinteressen und noch dazu sinnlos ist – denn die Erdgasförderung und die Vorkommen sind ja nicht eins zu eins ans öl gebunden. FR-Autor Oliver Ristau schreibt, dass die Preisbindung wohl noch längere Zeit bestehen werde, weil zum Einen schlicht die Nachfrage so hoch sei, dass sich hohe Preise durchsetzen lassen. In der BRD ist, so Ristau unter Berufung auf die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, der Anteil gasförmiger Energieträger am Gesamtverbrauch von 15,5 Prozent 1990 auf 26 Prozent in diesem Jahr gestiegen, Erdgas zum zweitwichtigsten Energielieferanten nach Öl geworden. Das liegt vor allem an den vielen Gaskraftwerken zur Stromerzeugung, die neu errichtet sind oder derzeit noch werden. Laut David Bothe vom energiewirtschaftlichen Institut der Uni Köln komme das Angebot kaum hinter der Nachfrage her und daher sei ein Ende der Koppelung nicht so bald zu erwarten.

Deren Anfang liegt in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als mit der Koppelung Investitionssicherheit für die Energieunternehmen, die damals erst anfingen, Erdgas als Energieträger zu erschließen, geschaffen werden sollte. Bothe erwartet ein Ende der Preisbindung in einigen Jahren, um 2010 herum, weil bis dann eine ganze Reihe neuer Pipelines und Terminals für Flüssiggas in Betrieb gehen, so also mehr Gas importiert werden kann, ein Überangebot entsteht und die Preise sinken.

Interessant im Hinblick auf meine eingangs geäußerte Skepsis: In den USA und Großbritannien, in deren liberalisierten Gasmärkten die Koppelung nicht mehr existiert, liegen die Preise für Gas höher als in Europa bzw. als der Ölpreis.

Energieoligopol und Strompreis

Laut dem Bund der Energieverbraucher hat die Marktmacht der wenigen großen Energiekonzerne in den vergangenen fünf Jahren den Strompreis nach oben getrieben. Der Bund beruft sich dabei auf eine wissenschaftliche Studie. Hier die Pressemeldung:



Monopoly treibt Strombörsenpreis um 2 Cent

(22. September 2006) Marktmacht hat die Strompreise an der EEX in den vergangenen Jahren nach oben getrieben. Das ergab eine Studie der Erlanger Wirtschaftswissenschaftler Hans-Günter Schwarz und Christoph Lang, die die die Großhandelspreise zwischen 2000 und 2005 analysierten. Die Stromanbieter haben ihre Marktmacht genutzt und ihre Aufschläge auf die Erzeugerkosten seit 2000 stark erhöht. 2003 hätten sie z.B. den Aufschlag auf die Erzeugerkosten auf 30% erhöht. 1 MWh Strom habe dann bei 23,90 Euro Erzeugerkosten 33,60 Euro gekostet. 2004 und 2005 seien die durchschnittlichen Aufschläge auf die Grenzkosten wieder auf 17% bzw. 20% zurückgegangen.

Im Jahr 2005 machte die Erhöhung der Brennstoffkosten etwa 1 Cent aus, die Marktmacht 0,68 Cent und die Einpreisung der CO2-Zertifikate 1,1 Cent - letzlich auch ein Ergebnis von Marktmacht. Dabei wurden die Weltmarkt-Kohlepreise zugrunde gelegt und nicht die über Langfristverträge wesentlich günstigeren Einkaufskonditionen der Stromerzeuger.

Die erwähnte Studie (PDF, 282 KB)

21
Sep
2006

Exportboom 2007

Aus einer Pressemeldung der DIHK:

Deutsche Exporte wachsen 2007 um 9 Prozent
DIHK präsentiert Ergebnisse der AHK-Umfrage Herbst 2006
Die deutschen Exporte werden auch im kommenden Jahr boomen – wenn auch in geringerem Umfang als 2006. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter den Auslandshandelskammern (AHKs). Ihr zufolge werden die deutschen Exporte trotz der abgeschwächten Weltkonjunktur im kommenden Jahr um 9 Prozent zulegen und somit stärker wachsen als der Welthandel insgesamt (plus 8 Prozent). Gleichzeitig steigt der Anteil der deutschen Ausfuhren am Welthandel auf über 10 Prozent.
"Ursache für die Zugewinne am Welthandel ist vor allem die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporte", sagte Nitschke in Berlin. "Die höhere Konkurrenzfähigkeit entspringt insbesondere dem harten Sanierungskurs der Exportunternehmen an ihren inländischen Standorten." Diese Wettbewerbsposition werde sich – unter anderem wegen der geplanten Senkung der Lohnzusatzkosten – 2007 weiter verbessern.
Dass das Exportwachstum im kommenden Jahr nach DIHK-Prognosen um 2 Prozentpunkte niedriger ausfallen wird als noch 2006 mit 11 Prozent, führte der Chefvolkswirt auf eine sich leicht abschwächende Weltkonjunktur zurück.
Die Importe, die 2006 – auch wegen höherer Rohstoffpreise – nominal um etwa 16 Prozent steigen werden, sollen im kommenden Jahr nur um 7 Prozent zulegen. Zum einen werden sich Öl und Energie im nächsten Jahr voraussichtlich nicht weiter verteuern, zum anderen belasten die steigenden Steuern und Abgaben die deutsche Binnenkonjunktur – und dämpfen letztlich auch die Importe von Konsumgütern.

Hier die Meldung im Original mit PDFs der Umfrage

BMU setzt neu Schwerpunkte bei der Forschung

Das Bundesumweltministerium will bei der Förderung erneuerbarer Energie künftig verstärkt auch die Energieeffizienz berücksichtigen. Hier Auszüge aus einer Pressemitteilung von heute.


In seiner Rede auf der Jahrestagung des Forschungsverbundes Sonnenenergie in Berlin hob Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hervor, dass erneuerbare Energien und Energieeffizienz Hand in Hand gehen müssen. Mit dieser Doppelstrategie will das Bundesumweltministerium auf Klimawandel und steigende Energiepreise antworten. „Oberstes Ziel der Forschungsförderung ist, durch technische Innovationen die Kosten für erneuerbare Energien kontinuierlich und spürbar zu senken“, betonte Gabriel.

Mit der Präsentation von neuen Förderbekanntmachungen setzt das Bundesumweltministerium neue Schwerpunkte für die Forschungsförderung im Bereich der erneuerbaren Energien. Die Weiterentwicklung erneuerbarer Energien soll stärker als bisher in Kombination mit Einspartechnologien erfolgen. Außerdem sollen die Optimierung der Energieversorgungssysteme und die Weiterentwicklung von Speichertechnologien verstärkte Aufmerksamkeit erhalten und die Wärmeerzeugung soll neben der Stromerzeugung stärkere Berücksichtigung finden. Darüber hinaus sollen in begrenztem Umfang auch Zukunftstechnologien mit hohem Innovationspotenzial gefördert werden. Und schließlich sollen auch internationale Projekte sowie Technologien für den Export gefördert werden.

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