31
Jan
2007

Gründe Stromausfall 4.11.

EON hat als Grund für die europaweiten Stromausfälle eine menschliches Fehlverhalten bei der vorübergehenden Abschaltung einer Stromleitung über die Ems genannt. In der Folge sei es zu einer Kettenreaktion automatischer Abschaltung wegen Überlastung der Netze geekommen. Der Grund seien also keine strukturellen Probleme im EON-Netz (was Kritiker des Konzerns gemutmaßt hatten) und auch nicht die Einspeisung von Windkraft-Strom (was EON als erstes behauptet hatte). Die Bundesnetzagentur beschäftigt sich weiter mit dem EON-Bericht. Rechnerisich fällt in Deutschland pro Jahr und Kunde 23 Minuten lang der Strom aus (Zahlen des VDEW für 2004, technische Gründe), damit seien die deutschen Netze die zuverlässigsten Europas (EU).
  • Frankreich 57 Minuten
  • Großbritannien 87
  • Italien 91
  • Spanien 124
  • Portugal 218
  • Polen 300
Quelle: FR-Bericht vom 16. November

In der FR von heute wird die Reaktion der Netzagentur auf den EON-Bericht wiedergegeben. Auch die geht anscheinend von menschlichem Versagen aus, fragt aber,ob das EON-Regelwerk für solche Fälle angepasst werden müsse. Immerhin habe eine vergleichbare Abschaltung der Stromleitung bereits 17 Mal problemlos funktioniert und könne daher nicht als außergewöhnliches Ereigniss gewertet werden. Aber das deutsche Stromnetz sei sicher, so der Präsident der Behörde, Kurth. Und man sei sich mit den Beteiligten bereits vor dem Ereignis einig gewesen, dass ein Ausbau der Netze dringlich sei.

Nachtrag: In der FR vom 31. Januar 2007 steht eine kleine Meldung, nach der ein EU-Untersuchungssbericht die Hauptveerantwortung für die europaweiten Stromausfälle bei EON sieht. Dort sei der Fehler entstanden und EON habe keinerlei Sicherheitsverfahren eingeführt. EON Netz "verfüge nicht einmal über alle technischen Instrumente, um überprüfen zu können, ob das Netz innerhalb der Sicherheitsgrenzen betrieben wurde". Andere Netzbetreiber seien nicht informiert worden und das Problem durch fehlende Investitionen in das Netz verschärft worden.

Aktionäre und Klimaschutz

Das Carbon Disclosure Project (CDP) ist eine Initiative von grroßen Investoren, der 240 Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften angehören. Sie verwalten 33 Bio. USD und wollen Klimastrategien und Emissionsdaten von Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Die FR berichtet heute über eine Befragung der 265 weltweit größten Energieerzeuger durch das CDP. Laut CDP ist die Branche für ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Lediglich 42 Prozent machten Angaben zur Höhe ihrer Emissionen und nicht mal ein Drittel machte quantifizierbare Angaben. Weniger als 20 Prozent lieferte konkrete Zahlen über klimabedeutsame Investitionen. Das CDP warnt vor starken Beinträchtigungen der Aktienkurse und Ergebnisse der Unternehmen und hohen Wertverlusten, wenn diesen die Umweltkosten angerechnet werden. Beispielsweise könne RWE bis zu 17 Prozent an Wert verlieren, wenn es für seinen CO2-Ausstoß bezahlen muss. Und damit rechnen die CDP-Mitglieder offenbar immer häufiger. Konsequenterweise machen sie Klimaschutz und Klimarisiken zunehmend zum Kriterium von Investmententscheidungen.

Biogas kann Erdgas in der EU ersetzen

Heute kommt mal wieder einer der Infobriefe des grünen MdB H-J Fell bei mir an. Ausnahmsweise dokumentiere ich diesen in voller Länge:

Zur Studie zu den Möglichkeiten einer europäischen Biogaseinspeisungsstrategie des Instituts für Energetik und Umwelt in Leipzig unter Mitarbeit des Öko-Instituts in Darmstadt im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen erklärt Hans-Josef Fell MdB, Sprecher für Energie- und Technologiepolitik:

Die EU kann ihren Erdgasverbrauch zukünftig vollständig durch Biomethan/Biogas ersetzen. Die Versorgungssicherheit für Erdgas mag mittel- bis langfristig gefährdet sein ­ die Versorgung mit Biogas steht hingegen zeitlich unbegrenzt in großen Mengen zur Verfügung. Biogas wird immer wieder neu erzeugt und kann zu einem großen Teil in die vorhandenen europäischen Erdgaspipelines eingespeist werden. Eine gemeinsame europäische Biogaseinspeisungsstrategie ist die richtige Antwort auf die wiederholten Pipeline-Konflikte um die russischen Erdgaslieferungen.

Die Ergebnisse der Studie:
Die europäischen Biomethanpotenziale liegen bei rund 500 Milliarden m3 jährlich, was etwa dem Verbrauch der heutigen EU entspricht. Sogar der Erdgasverbrauch Gesamt-Europas bis hin zum Ural könnte durch Biomethan ersetzt werden! Wie: Indem durch Energieeffizenzmaßnahmen Erdgas eingespart wird und zusätzlich auch andere Erneuerbare Energien wie Sonnenkollektoren Erdgas ersetzen.

Durch den Ersatz von 500 Milliarden m3 klimaschädigendes Erdgas durch klimaneutrales Biogas können in der EU die Treibhausgase um 15% gesenkt werden. Eine europäische Biogaseinspeisungsstrategie kann somit ein zentraler Baustein sowohl europäischer Klimaschutzpolitik werden. Gas-Versorgungssicherheit und Klimaschutz gehen Hand in Hand.

Mehr noch: Dadurch dass das zentral geförderte Erdgas durch das dezentral erschlossene Biogas ersetzt wird, können bis 2020 europaweit 2,7 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden ­ vor allem in der Landwirtschaft, im Anlagenbau und im Anlagenbetrieb.

Wir fordern die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, eine breit angelegte europäische Biogaseinspeisungsstrategie voranzubringen. Kanzlerin Merkel muss die Ratspräsidentschaft nutzen, um eine europäische Biomethanstrategie anzustoßen.
Wir brauchen ein Biogaseinspeisungsgesetz. Bislang gibt es in Deutschland gerade zwei Biogasanlagen, die Biomethan in das Gasnetz einspeist. Die Stadtwerke Aachen, Mitauftraggeber der Studie und erste Biogaseinspeiser in Deutschland, haben hier wertvolle Pionierarbeit geleistet.

Die Studie mit dem Titel `Möglichkeiten einer europäischen Biogaseinspeisungsstrategie` wurde im von der Grünen Bundestagsfraktion im Bundestag unter Beteiligung der Stadtwerke Aachen und des Fachverbandes Biogas beauftragt und vom Institut für Energetik und Umwelt in Leipzig unter Mitarbeit des Öko-Instituts Darmstadt erstellt.

Die vollständige Studie steht Ihnen unter den nachfolgenden Links zur Verfügung:
http://www.hans-josef-fell.de/download.php?id=735&filename=Teilbericht%20I.pdf
http://www.hans-josef-fell.de/download.php?id=736&filename=Teilbericht%20I%20Anhang.pdf
http://www.hans-josef-fell.de/download.php?id=737&filename=Teilbericht%20II.pdf

Den Fernsehbeitrag zur Biogasstudie von Frontal 21 ZDF vom 30.01.2007 können Sie unter dem folgenden Link ansehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/inhalt/23/0,4070,4341655-5,00.html

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