29
Okt
2008

Enteignete Öl-Multis

Auf manager-magazin.de habe ich am 3. Juli 2008 den interessanten Artikel "Kaschagan - und cash all gone" gefunden von Karsten Stumm über die Verstaatlichungstendenzen im Energiesektor und die Schwierigkeiten, die westliche Gas- und Ölkonzerne in Schwellen- und Entwicklungsländern haben. Die Übersicht ist bestimmt nicht vollzählig, aber bezeichnend.

Erstes Beispiel ist das Russland-Geschäft des Londoner Ölriesen BP und speziell dessen Gemeinschaftsunternehmen mit dem drittgrößten russischen Ölförderer TNK. 2Räuberische Methoden" sieht BP-Verwaltungsratschef Peter Sutherland bei TNK. Die Investorengruppe hinter der russischen Hälfte von TNK-BP sei verantwortlich dafür, dass die russische Umweltbehörde gedroht habe, TNK-BP Förderlizenzen zu entziehen. Das legt der Artikel zumindest nahe. Ebenso wie die plötzlichen Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung sowie die Weigerung, neue Visa für das westliche Management von TNK-BP auszustellen. Das sei "ein klares Zeichen", dass TNK-BP ebenso wie etliche andere westliche Unternehmen aus dem Geschäftgedrängt werden oder zumindest schlechtere Konditionen erhalten soll.

Nach dieser Einleitung mit einem laufenden Fall resümiert der Text vergangene Fälle mit ähnlichen Mechanismen. In Venezuela wurden im Sommer 2007 vier Raffinerien im Orinoco-Gebiet besetzt, deren Wert auf 30 Milliarden Dollar geschätzt wird. Präsident Chávez wollte mindestens 60 Prozent an das Staatsunternehmen PDVSA übertragen. Interessant, aber im Artikel nicht herausgestellt: Mit Statoil war hier einer der Konzerne betroffen, der an anderer Stelle selbst häufig wegen seiner Geschäftsmethoden angegriffen wird. Brasiliens staatliche Ölgesellschaft Petrobas zog im November 2007 vergebene Lizenzen für ein bereits versteigertes Ölfeld zurück. Nachdem sich dieses als größer denn erwartet entpuppte.

In Kasachstan ließ das Umweltministerium Arbeiten auf einem Ölfeld stilllegen, auf dem der italienische Ölriese Eni arbeitet. Der habe gegen Umweltschutzbestimmungen verstoßen, dann ermittelte das Finanzministerium wegen Zollverstößen und schließlich machte das Notstandsministerium die Baustellen wegen Mängeln beim Brandschutz dicht. Schlechte Erfahrungen in Russland machte der Shell-Konzern ebenfalls 2007, als er die Kontrolle über das Gasfeld Sachalin-2 an Gazprom abtreten musste, der Kreml hatte dabei massiven Druck ausgeübt.

Mittlerweile kontrollieren staatliche Ölgesellschaften 62 Prozent der weltweiten Förderung und 88 Prozent der Reserven, ähnliche Verhältnisse herrschen beim Erdgas, so der Artikel.

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