23
Apr
2006

Eon-Ruhrgas und der Gasmarkt

Die FAZ hat bereits am 15. April ein längeres Gespräch mit Burckhard Bergmann, Vorstandsvorsitzender von Eon-Ruhrgas, veröffentlicht. Bergmann beklagt, dass nach jahrzehntelangem steilen Absatzaufschwung der Erdgasverbrauch seit einigen Jahren nur noch schwach wächst und im vergangenen Jahr zumindest bei den Privathaushalten sogar um zwei Prozent abgenommen habe. Es werde bewusster mit Energie umgegangen und mehr gespart, auch rechneten sich Isoliermaßnahmen besser. Der Grund: „Wir haben um rund ein Drittel höhere Preise.“ Längerfristig rechnet Bergmann wegen des steigenden Verbrauchs in den bevölkerungsreichen Schwellenländern mit weiter hohen Ölpreisen, von denen sich der Gasmarkt nicht abkoppeln könne (aber auch er erklärt nicht, warum diese Koppelung besteht, die FAZ hat offensichtlich auch nicht danach gefragt). Außerdem würden Eon-Lieferanten davon ausgehen, dass Gasversorgung aus sicheren Quellen eher knapp sei und deshalb argumentieren, dass der Markt noch höhere Preise hergebe.

(Vor dem Hintergrund der später im Gespräch noch folgenden Beschwerden Bergmanns über das Bundeskartellamt erscheint dieser Hinweis fast wie Erpressung: Er beruft sich auf irgendwelche Lieferanten, die behaupten, die Lieferungen seien unsicher und schiebt diesen die Forderung nach noch höheren Preisen unter. Ganz so, als sei Eon-Ruhrgas eigentlich so mildtätig wie der Weihnachtsmann, wenn man sie nur ließe. Und gerade so, als profitierten sie nicht ebenso wie ihre Lieferanten von höheren Preisen. Der Endkunde kann nun mal nicht weglaufen und ebenso wenig kann er aufs Gas-kaufen verzichten, so wie er darauf verzichten könnte, eine CD zu kaufen wenn sie ihm zu teuer erscheint.)

Das Bundeskartellamt schwäche mit seinem Verbot langfristiger Lieferverträge die heimischen Unternehmen und begünstige damit indirekt ausländische, die auf den deutschen Markt drängten. Auf der Beschaffungsseite stehe man zunehmend im globalen Wettbewerb um Ressourcen, das sei neu. (Klingt ein bisschen, als habe Eon-Ruhrgas bis vor kurzem in der sozialistischen Planwirtschaft gelebt.)
Eon hat Investitionen von 500 Mio. EUR in ein Terminal für Flüssiggas angekündigt und will sich mit einer Mrd. EUR am Bau der neuen Ostsee-Pipeline NEGP beteiligen. Diese könne ab etwa 2010 im ersten Strang 27 Mrd. Kubikmeter jährlich transportieren oder ein Viertel des deutschen Jahresverbrauchs. Das dort tranportierte sibirische Gas ziele aber auch auf Märkte in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Seit der ersten Ölkrise in den 70ern habe sich der Anteil der Energiewirtschaft am deutschen BIP halbiert auf etwa zwei Prozent. Der Erdgasverbrauch werde in Deutschland nur noch etwa 15 Jahre steigen, so Bergmann.

Macht

Die Londoner City umfasst etwa eine Quadratmeile. Auf dieser Fläche werden 70 Prozent des weltweiten Handels mit Staatsanleihen, 40 Prozent des Derivate- und 30 Prozent des Devisen-Handels abgewickelt.

Da kann Frankfurt nur staunen, New York wundert sich und Al Kaida studiert Stadtpläne...

(Quelle: FR von gestern)

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