21
Aug
2009

Lohnquote

Unter der Überschrift "Schwache Gewerkschaften, schwacher Lohnzuwachs" berichtete die FR am 13. August über die Lohnentwicklung in Deutschland. Die Reallöhne gingen laut DIW seit 2004 zurück, dies sei sowohl historisch als auch international eine einmalige Entwicklung in einem Aufschwung. Gewinne und Kapitaleinkünfte stiegen dagegen. Seit 2000 sind laut DIW die deutschen Arbeitsentgelte preisbereinigt um 11,3 Prozent gesunken, wesentlich stärker als in Österreich, Portugal, Italien und Spanien. In Irland, GB, Finnland, Dänemark, Schweden, Frankreich, Benelux sind die Reallöhne dagegen gestiegen – zwischen 0,3 (Frankreich) und 23,7 Prozent (Irland).

Laut DIW hätten die Löhne seit 2004 wegen des Aufschwungs eigentlich deutliche steigen müssen, zumal die Arbeitnehmerinnen immer besser qualifiziert sind. Statt dessen sank die Lohnquote auf gut 61 Prozent – 2001 ebenso wie Anfang der 1990er Jahre lag sie noch bei rund 67 Prozent des Volkseinkommens. Zudem habe die Sozialpolitik für eine Verschiebung der Belastungen aus den Lohnnebenkosten gesorgt: Seit 2003 seien, so das DIW, die Sozialabgaben für die Belegschaften gestiegen, während der Arbeitgeberanteil stagniert habe.

Gründe für diese Entwicklung sind laut DIW die Schwäche der deutschen Gewerkschaften und der Druck, der vom Niedriglohnsektor auf das Lohnniveau insgesamt ausgeht.

In seinen "Global News" vom 7. August schreibt Joachim Jahnke über das Einkommensverhältnis des einkommensstärksten Fünftels der Bevölkerung zum einkommensschwächsten Fünftel. Laut Jahnke, der Eurostat-Zahlen verwendet, hat sich dieses Verhältnis in keinem anderen Land der Alt-EU seit dem Jahr 2000 so drastisch nach oben geschoben hat wie in Deutschland. "Größer ist die Ungleichheit nur noch in den immer schon von der Einkommensverteilung her sehr ungleichen Ländern Portugal, Griechenland, Spanien, Italien und Großbritannien."

Jahnke kommentiert übrigens auch die DIW-Erkenntnisse - bissig wie immer.

2
Jul
2009

Bilanz 2008 Erneuerbare

Die Pressemeldung des BMU datiert zwar vom 24. April, aber ich will diese Statistik dennoch jetzt nachreichen.

Laut BMU und Daten der Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) hat die Branche 2008 in Deutschland knapp 29 Milliarden Euro umgesetzt. Die Arbeitsplätze erhöhten sich von rund 250.000 im Jahr 2007 auf rund 280.000. Dies ergibt eine weitere Studie zur Beschäftigung durch die erneuerbaren Energien für das Bundesumweltministerium, die das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) unter Beteiligung des DIW, des ZSW und der Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) erstellt hat.

Entwicklungsstand erneuerbare Energien, Deutschland 2008
  • Anteile am Endenergieverbrauch 9,7%
  • Anteil EE-Strom am Bruttostromverbrauch: 14,8%
  • Anteil EE-Wärme am Endenergieverbrauch für Wärme: 7,7%
  • Anteil EE am gesamten Kraftstoffverbrauch: 6,1%
  • Gesamtumsatz aus EE: ca. 28,7 Mrd. EUR, davon:
    Umsatz aus Errichtung von Anlagen: ca. 13,1 Mrd. EUR
    Umsatz aus dem Betrieb von Anlagen: ca. 15,6 Mrd. EUR
  • Beschäftigte im EE-Bereich: rd. 278.000
Der AGEE-Stat gehören neben dem Bundesumweltministerium unter anderem auch das Wirtschafts- und das Landwirtschaftsministerium sowie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) an; die Leitung hat das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW).

28
Mai
2009

Vermögenssteuer

Laut OECD beträgt der Anteil der Steuern auf Vermögen am gesamten Staatseinkommen aus Steuern und Sozialeinkommen:
  • Südkorea 13,2
  • GB 12,4
  • USA 11,1
  • Japan 9,1
  • Schweiz und Frankreich 8,0
  • OECD-Schnitt 5,7 Prozent
In Deutschland sind es 2,5 Prozent.

Laut einer OECD-Studie, über die in der FR am 13. Mai berichtet wurde, belastet die BRD zudem "wie kaum ein zweites reiches Land Gering- und Durchschnittsverdiener mit Steuern und Sozialabgaben. Spitzenverdiener müssen zwar ebenfalls mehr als in anderen Staaten in die öffentlichen Kassen zahlen, kommen aber vergleichsweise günstig davon."

Der Grund: Die Progression bei der Einkommenssteuer wird gekappt, weshalb etwa bei einem Jahresgehalt von 110.000 EUR die Steuerlast nur noch 50 Prozent der Arbeitskosten ausmacht - ebenso viel wie bei 36.000 EUR Einkommen.

25
Mrz
2009

Dividenden von Öl-Aktien

Bereits am 4. Februar schrieb die FR über den Geldsegen für die Aktionäre von Öl-Firmen. Trotzdem die Ölpreise im zweiten Halbjahr drastisch gesunken sind, haben die meisten Firmen offenbar gute Gewinne gemacht. Viele von ihnen haben sogar (wieder einmal) Rekordgewinne gemacht.

BP etwa hatte hohe Abschreibungen und Schwierigkeiten beim russischen Joint-Venture TNK-BP. Dennoch stieg der Gewinn um 1,5 Prozent auf 21,2 Mrd. USD. Nicht bereinigt um die Sonderfaktoren nahm er um 39 Prozent auf 25,6 Mrd. USD zu. Trotzdem BP im letzten Quartal netto einen Verlust gemacht hat, schüttet der Konzern eine Dividende von 14 Cents aus, mehr als im Schlussquartal 2007. Für das Gesamtjahr 2008 steigt die Dividende um 22 Prozent.

Shell erhöht die Dividende für Q4/2008 ebenfalls trotz Einbußen um elf Prozent. Der Jahresgewinn steigt um fast 15 Prozent auf 31,4 Mrd. USD.

Auch Chevron hat sich 2008 hervorragend geschlagen, der Gewinn von 23,9 Mrd. USD liegt 28 Prozent über dem aus dem Jahre 2007.

Absoluter Spitzenreiter ist nach wie vor Exxon mit einem Gewinn von 45,2 Prozent – rund 11 Prozent Steigerung gegenüber 2007. Exxon schüttet vermutlich 90 Prozent davon an seine Aktionäre aus.

Angesichts dieser Ergebnisse und der angekündigten Ausschüttungsquote etwa bei Exxon und der für den Jahresbeginn bereits angekündigten weiteren Dividendenerhöhung bei Shell möchte ich nix von einem Rettungsschirm für Energieunternehmen hören. Und auch nix davon, dass die Förderung immer teurer wird oder man immer mehr in Anlagen investieren müsse.

19
Mrz
2009

Personalkosten steigen noch immer zu langsam

Zur Abwechslung heute mal wieder ein wenig nicht-energetisches aus der VWL-Abteilung. Kollege Roland Bunzenthal schrieb im Wirtschaftsteil der FR am 12. März über die deutschen Personal- und Arbeitskosten in der Krise. Laut Destatist sind die Arbeitskosten in Q4/2008 mit 3,9 Prozent (im Vorjahresvergleich) so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Statistik 1997. Dennoch war es der drittniedrigste Anstieg in der EU.

Dann beschreibt er die langfristige Entwicklung, und hier sieht es ebenso düster aus: Seit 2000 sind die Gehälter in der BRD im Schnitt um 16,4 Prozent gewachsen, in der EU jedoch um 33,9 Prozent. Die deutsche Produktivität nahm im gleichen Zeitraum um zehn Prozent zu – bleibt eine bereinigte Gehaltssteigerung von 6,4 Prozent in neun Jahren.

Binnennachfrage nein danke, Exportweltmeisterschaft ja bitte.

15
Mrz
2009

Arbeitsmarkt und erneuerbare Energien

Laut einer PM des BMU vom 15. März hat sich die Zahl der Beschäftigten im Bereich der erneuerbaren Energien im Jahr 2008 von 250.000 auf knapp 280.000 erhöht. Ein Plus von mehr als 10 Prozent. Der Grund: Kräftig gestiegener Umsatz (Inland) in Höhe von rund 30 Milliarden Euro im Jahr 2008 - fast 4,5 Milliarden mehr als im Vorjahr.

Ihr Anteil am Endenergieverbrauch betrage rund 10 Prozent, am Brutto-Stromverbrauch 14,8 Prozent und an der Wärmeversorgung 7,7 Prozent.

Mit fast 13 Milliarden Euro lagen die Investitionen im Anlagenbau um fast 20 Prozent über ihrem Vorjahreswert.

Ermittelt wurden die Zahlen von der AGEE-Stat, der Vertreter von Bundesumwelt-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium sowie Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg angehören.

25
Feb
2009

Private Haushalte brauchen weniger Energie

PM von Destatis Nr. 055 vom 18. Februar 2009

Der Energieverbrauch der privaten Haushalte für Wohnen ist seit dem Jahr 2000 in Deutschland deutlich rückläufig: Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) verringerte sich der Verbrauch an Haushaltsenergie - bereinigt um Temperaturschwankungen und Veränderungen der Lagerbestände bei leichtem Heizöl - zwischen 2000 und 2007 um insgesamt 10,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank der bereinigte Energieverbrauch 2007 um 2,9 Prozent.

Der Energieverbrauch im Zeitraum 2000 bis 2007 war durch starke Änderungen sowohl bei den Energieträgern, als auch bei den Anwendungsbereichen geprägt. Der Verbrauch von Mineralölen (- 32,7%), überwiegend von leichtem Heizöl, und von Kohlen (- 28,1%) ist stark gesunken; Erdgas wies ebenfalls einen Rückgang (- 8,4%) auf. Der Verbrauch von Strom (+ 8,0%) hat hingegen zugenommen, wobei nach 2005 die Anstiege nur noch geringfügig waren. Bei den sonstigen Energieträgern (überwiegend Brennholz einschließlich Holzpellets) erhöhte sich der Verbrauch zwischen 2000 und 2007 kräftig (+ 20,4%).

Bei Betrachtung der Anwendungsbereiche fällt der starke Rückgang des Energieverbrauchs für Raumwärme auf, der im Jahr 2007 um 16,0% unter dem Niveau von 2000 lag. Für Raumwärme wurden 2007 rund 73% der Haushaltsenergie eingesetzt. Der Rückgang ergab sich trotz der gestiegenen Zahl von Haushalten um 3% und einem Anstieg der Wohnfläche um 6,8%. Diese verbrauchssteigernden Faktoren wurden durch einen reduzierten Energieverbrauch je Quadratmeter Wohnfläche (- 21%) mehr als ausgeglichen. Der verminderte spezifische Energieverbrauch je Wohnfläche kann sowohl einer verbesserten Wärmedämmung und Heiztechnik im Wohnungsbestand als auch den Einsparungen der Haushalte in Folge der stark gestiegenen Preise für Heizenergie und elektrischen Strom geschuldet sein. Auffällig ist, dass eine signifikante Verringerung des spezifischen Energieverbrauchs erst in den Jahren nach 2000 zu beobachten ist, also in der Zeit, in der die Energiepreise stark angestiegen sind. Die Verbraucherpreise für Wohnenergie erhöhten sich zwischen 2000 und 2008 um 64,5%. Das legt den Schluss nahe, dass die Einsparungen in hohem Maße eine unmittelbare Folge eines veränderten Heizverhaltens der Haushalte waren.

Herausgeber: (c) Statistisches Bundesamt, Pressestelle

Die Pressemitteilung vom Statistischen Bundesamt

11
Feb
2009

Windenergie Bilanz

Über den SWW-Newsletter wurde ich auf diese beiden Nachrichten zur Windenergie aufmerksam:

Nach Zahlen des Deutschen Windenergie-Instituts (DEWI) wurden 2008 in Deutschland 866 Windenergieanlagen (2007: 883) mit einer Leistung von 1.655 MW (2007: 1.667 MW) neu errichtet. Insgesamt waren am Jahresende 20.301 Turbinen mit einer Gesamtleistung von insgesamt 23.902 MW am Netz. Unter den Bundesländern liegen Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei den Neuinstallationen 2008 vorn. In Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wird mittlerweile rund 40 Prozent des Nettostromverbrauchs aus Windenergie gedeckt.

Nach Angaben der European Wind Energy Association (EWEA) waren 43 Prozent der im Jahr 2008 neu installierten elektrischen Leistung Windenergieanlagen. Auf den Plätzen folgen Gas (13 Prozent), Öl (4 Prozent) und Wasserkraft (2 Prozent). Damit ist Windenergie laut EWEA erstmals die führende Energietechnologie in Europa. Die kumulierte Windenergiekapazität lag Ende 2008 in der EU bei rund 64.950 MW (15 Prozent höher als 2007). Der Strom aus Windenergie reicht aus, um etwa 4.2 Prozent des europäischen Energiebedarfs zu decken.

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