12
Mrz
2007

DB-Research zur Energiepolitik

Anfang März hat Analyst Josef Auer von DB-Research eine 16-seitige Analyse der EU-Energiepolitik veröffentlicht. Hier ein paar Auszüge, in voller Länge gibts das PDF (318 KB) hier

Auer sieht 3 Gründe für rasches und entschlossenes Handeln: Klimagefahren, mangelnder Wettbewerb und steigende Importabhängigkeit. Zitate:

Ideal wäre eine vollständige Separierung der Energienetze von Erzeugung/Vertrieb. Die großen Länder Europas werden aber höchstens eine buchhalterische Trennung zulassen. Positiv wäre die Entwicklung eines Parallelmarktes für Erdgas. In Deutschland sollte die neue Anreizregulierung den Druck auf die Netzentgelte erhöhen. Die Bundesnetzagentur sollte die Ferngasstufe – auch im Interesse der europaweiten Binnenkonvergenz – in die Regulierung aufnehmen.

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Da ist der dramatische Preisanstieg des Energieträgers Nr. 1, des Erdöls: Ende 1998 knapp USD 10 pro Barrel und Anfang 2007 mehr als USD 50/Barrel – d.h. eine Preisexplosion um über 400%. Und im Gefolge der Leitenergie steigen die Preise für Erdgas und weitere Energien. Die Zeiten billiger Energie sind damit wohl vorbei

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Energieimportabhängigkeit wird unterschätzt
Die EU-Kommission erwartet, dass als Folge einer „Business-asusual“-Politik die Abhängigkeit der EU von Energieimporten von derzeit 50% des Gesamtenergieverbrauchs auf 65% in 2030 steigen würde. Die ohnehin schon hohe Importabhängigkeit bei Erdöl (derzeit 82%) und auch Erdgas (57%) nimmt dann bis 2030 bei Erdöl spürbar auf 93% und bei Erdgas auf 84% zu. Die EU-Kommission sieht die „Gefahr einer Energieversorgungslücke“. Dabei verweist sie auf Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA), wonach die globale Ölnachfrage bis 2030 um 41% zulegen wird.

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Ideal wäre vollständige Trennung der Erzeugerstufe von den Netzen
Nach unserer Auffassung ist die Schaffung funktionsfähiger Strom und Gas-Binnenmärkte noch lange nicht abgeschlossen. Insbesondere auf dem Elektrizitätsmarkt wäre die vollständige Trennung der Erzeugerstufe von den Netzen ideal, um mehr Wettbewerb in den einzelnen Ländern und auf dem europäischen Markt zu erreichen. Bis dato ermöglichen die Leitungsmonopole den Stromkonzernen, die Konkurrenten klein und die Preise hoch zu halten. Dass der radikale Vorschlag der EU-Kommission am Widerstand Frankreichs und Deutschlands scheitern würde, war abzusehen, denn hier kommen noch Monopol- und Oligopolstrukturen vor. Im Falle Deutschlands ist dies immer wieder der Befund von Monopolkommission und Kartellamt.

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Der Ausarbeitung der EU-Kommission ist zu entnehmen, dass es in Europa eine Vielzahl von Ländern gibt, wo die Trennung von Erzeugung und Netz längst Realität ist. Im Stromsektor ist dies Praxis in 11 von 27 EU-Staaten. Und im Gassektor in mindestens sieben Ländern.7 Die Versorgungssicherheit in diesen Ländern hat aber nicht gelitten.

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Wir erwarten, dass der Ölpreis bis 2020 auf USD 100 pro Barrel steigt.

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Auf Unternehmensebene schreitet die Konzentration in Europa voran. 1999 kamen die fünf größten Utilities in der EU-15 auf einen Anteil am Stromabsatz von 58%. 2005 war ihr Anteil auf knapp 70% gestiegen.10 Die Zeit der „nationalen Champions“ ist vorbei. Die Vollendung des europäischen Binnenmarktes führt zur Entstehung „europäischer Champions“. In der EU-27 werden mittelfristig etwa fünf bis zehn große Player übrig bleiben. Das aktuelle Beispiel E.ON/Endesa zeigt, wie breit Super-Utilities künftig aufgestellt sein werden. Solche Unternehmen sind nicht nur auf Gas oder nur Strom konzentriert, sondern beitreiben beide Geschäfte gleichzeitig. Die Konzentrationstendenz wird – früher oder später – auf die eher städtischen Versorger ausstrahlen.

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Prognosen bis 2030 zeigen, dass Europas (OECD-Abgrenzung) relativ konstanter Ölverbrauch aufgrund sinkender Eigenförderung den Importbedarf erhöht.11 Russlands Anteil am europäischen Ölverbrauch bleibt bei einem Viertel relativ stabil, während sich Russlands Anteil an den Ölimporten Europas von fast 50% auf etwa ein Drittel reduziert. Die Lücke wird großteils durch steigende Importe aus dem kaspischen Raum geschlossen. Der Erdgasverbrauch in Europa steigt nach Schätzungen der EIA um vier Fünftel auf 900 Mrd. m3 in 2030. Auch wegen der rückläufigen Eigenförderung um etwa ein Drittel verdreifacht sich der Importbedarf Europas auf 600 Mrd. m3. Nur bei Zugrundelegung sehr ehrgeiziger Annahmen – rasche Erschließung der Vorkommen auf Jamal und in der Barentssee, steigende Importe aus Zentralasien sowie Dämpfung des Eigenverbrauchs – kann Russland seinen 30%- Anteil am spürbar steigenden europäischen Gasverbrauch halten. Dazu ist fast eine Verdoppelung der russischen Gaslieferungen erforderlich. Gleichwohl sinkt Russlands Anteil an den Gasimporten Europas von rund 70% auf unter 50%. Zur Schließung der Lücke setzt Europa mittelfristig auf Nordafrika und auf die Vorkommen im Iran und Katar.

Zitatende. In dem Text findet sich auch ein langer Absatz über die mögliche Gas-OPEC, den habe ich in den entsprechenden Artikel hier im Blog gepostet.

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