8
Okt
2007

Uranversorgung

In seinem Newsletter vom 29. Juni leitet der energiepolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Hans-Josef Fell, eine Pressemeldung der Energy Watch Group vom Vortag zu den steigenden Uranpreisen weiter:
Angesichts steigender Preise für Uran warnt die Energy Watch Group davor, den Mythos vom billigen oder wenigstens preisstabilen Atomstrom aufrecht zu erhalten. Seit dem Jahr 2000 ist der Weltmarktpreis von Uran auf das 20-fache gestiegen - von 7 US-Dollar auf 136 US-Dollar pro Pfund (Britisch Pound lb Uranoxid; Stand 25. Juni 2007). Oft wurde behauptet, dass Veränderungen beim Uranpreis praktisch keine Auswirkungen auf die Herstellkosten für Strom aus Atomkraftwerken hätten. Die derzeitigen und absehbare weitere Preissteigerungen zerschlagen diese Hoffnung, wie die Berechnungen der Energy Watch Group ergeben. Demnach muss sich der aktuelle Uranpreis bereits mit einen Plus von 0,67 Eurocent je erzeugter Kilowattstunde auf den Erzeugungspreis niederschlagen, den die Kraftwerksbetreibern bisher mit 3 bis 4 Eurocent kalkulieren. Ein weiterer Uranpreisanstieg wird je 100 US Dollar pro Pfund die Stromerzeugungskosten um zusätzliche 0,5 Eurocent je Kilowattstunde verteuern. Die Wissenschaftler der Energy Watch Group halten Preissteigerungen auf mehrere Hundert Dollar je Pfund Uranoxid für realistisch, weil etwa ein Drittel des derzeit benötigten Urans aus Lagerbeständen stammen. Diese werden in den kommenden Jahren aufgebraucht sein. Die dann notwendige dramatische Erhöhung der weltweiten Uranförderung sei nicht realisierbar, da selbst bei hohen Uranpreisen der Höhepunkt der Uranförderung schon um das Jahr 2035 überschritten werde. Sollte es zu einem Ausbau der Atomenergie kommen, wie ihn die IEA empfiehlt, würde der Brennstoff bereits deutlich früher knapp werden.

http://www.energywatchgroup.org

Ergänzend zu diesem Thema hat Fell in seinem Infobrief vom 5. September ein nettes Zitat von der Webseite des Nuklear-Unternehmens NUKEM verbreitet:

„Forget the nuclear renaissance. Just fueling the reactors we have right now, finishing the ones under construction and adding a few more that are firmly planned in power-starved markets in Asia, and we still have a market that refuses to go down. This is the back-up for all those claims that uranium prices will continue to rise for the foreseeable future.“ NUKEM, Inc. President and CEO James C. Cornell; Presentation to Sprott Securities Conference in NYC.
(Übersetzung: Vergesst die Renaissance der Atomenergie. Gerade noch die Atomreaktoren mit Brennstäben zu versehen, die wir jetzt haben, diejenigen fertig stellen, die schon gebaut werden und ein paar zusätzliche hinzufügen, die in den energiehungrigen Märkten Asiens fest geplant sind und wir haben immer noch einen Markt, der sich weigert zurück zu gehen. Das ist die Rückfallposition für alle, die behaupten, dass Uranpreise in der absehbaren Zukunft weiter steigen werden.)

Die Übersetzung stammt aus dem Newsletter von Fell. Ich habe mir die Präsentation und die zugehörige Rede heruntergeeladen, um das Zitat zu überprüfen – das findet sich tatsächlich so wie oben in der Rede zur Präsentation. Dort steht zugleich aber auch bei den Conslusions der Präsentation:
  • Production, still far short of consumption, subject to mining risks, as we saw in 2006
  • Inventories falling—zero reserve capacity in production
  • Huge opportunities for anyone who can produce—for many years to come
Auch in der Rede zur Präsentation findet sich wieder der Terminus huge opportunities for the companies - for many years to come, ebenso wie die Sätze „There is a global acknowledgement that nuclear is essential if we are going to seriously address the risks of global warming.“ und „Uranium production is struggling to meet demand even in the face of an unprecedented price increase.“ Ohne mir nun, aus Zeitgründen wie immer, die gesamte Präsentation und Rede im Detail angesehen zu haben scheint es mir eher auf das übliche Argumentationsmuster der Atomlobby hinaus zu laufen: Atomkraft ist nötig gegen den Klimawandel. Es muss mehr Uran gefördert werden. Solange Uran knapp ist und die Nachfrage nun noch zusätzlich aus Klimaschutzgründen angefeuert werden soll, werden die Uranförderer prima verdienen. Wenn Fell also das Zitat als Beleg dafür nimmt, dass es keine Renaissance der Atomkraft geben wird, weil nicht genug Brennstoff vorhanden ist scheint mir James C. Cornell doch eher zu meinen, dass seine Firma auch ohne Renaissance sich dumm und dämlich verdienen kann.

Rede: http://www.nukeminc.com/pdfs/02_20_07.doc
Präsentation: http://www.nukeminc.com/pdfs/Sprott_NY_022007.pdf

Einbruch bei erneuerbaren Energien?

Bärbel Höhn und Hans-Josef Fell von den Grünen geben der Bundesregierung die Schuld an zurückgehenden Investitionen in erneuerbare Energien im 1. Halbjahr 2007. Wie Fell in seinem Infobrief vom 20. September schreibt, seien „in Deutschland die Neuinvestitionen in vielen Branchen dramatisch“ eingebrochen: „Die aktuellen Zahlen für Neuinvestitionen für das 1. Halbjahr 2007 belegen dies: minus 50 Prozent bei Biogasanlagen, minus 50 Prozent bei Pelletheizungen, minus 60 Prozent weniger abgefragte Mittel beim KfW-Gebäudesanierungsprogramm und minus 20 Prozent bei Windkraftanlagen. Darüber hinaus steht fast die gesamte mittelständische Biokraftstoff-Branche vor dem Aus.“ Leider nennt Fell aber keine Quellen für seine Zahlen. Aber es gebe auch positive Entwicklungen: „So ist der Absatz von Wärmepumpen durch die wachsenden Heizkosten bereits im ersten Halbjahr gegenüber 2006 um fast 85 Prozent gestiegen.“ Bei der Fotovoltaik lassen sich nach Angaben des energiepolitischen Sprechers der grünen Bundestagsfraktion noch keine exakten Zahlen feststellen, weil sich die Bundesregierung weigere, ein Anlagenregister einzuführen.

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