22
Sep
2006

Preisbindung für Erdgas

Die Wirtschaftsredaktion der FR hat in einem Artikel der gestrigen Ausgabe die Problematik der Bindung des Preises für Erdgas an jenen von Erdöl aufgegriffen. Instinktiv bin ich immer davon ausgegangen, dass diese Koppelung gegen die Verbraucherinteressen und noch dazu sinnlos ist – denn die Erdgasförderung und die Vorkommen sind ja nicht eins zu eins ans öl gebunden. FR-Autor Oliver Ristau schreibt, dass die Preisbindung wohl noch längere Zeit bestehen werde, weil zum Einen schlicht die Nachfrage so hoch sei, dass sich hohe Preise durchsetzen lassen. In der BRD ist, so Ristau unter Berufung auf die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, der Anteil gasförmiger Energieträger am Gesamtverbrauch von 15,5 Prozent 1990 auf 26 Prozent in diesem Jahr gestiegen, Erdgas zum zweitwichtigsten Energielieferanten nach Öl geworden. Das liegt vor allem an den vielen Gaskraftwerken zur Stromerzeugung, die neu errichtet sind oder derzeit noch werden. Laut David Bothe vom energiewirtschaftlichen Institut der Uni Köln komme das Angebot kaum hinter der Nachfrage her und daher sei ein Ende der Koppelung nicht so bald zu erwarten.

Deren Anfang liegt in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als mit der Koppelung Investitionssicherheit für die Energieunternehmen, die damals erst anfingen, Erdgas als Energieträger zu erschließen, geschaffen werden sollte. Bothe erwartet ein Ende der Preisbindung in einigen Jahren, um 2010 herum, weil bis dann eine ganze Reihe neuer Pipelines und Terminals für Flüssiggas in Betrieb gehen, so also mehr Gas importiert werden kann, ein Überangebot entsteht und die Preise sinken.

Interessant im Hinblick auf meine eingangs geäußerte Skepsis: In den USA und Großbritannien, in deren liberalisierten Gasmärkten die Koppelung nicht mehr existiert, liegen die Preise für Gas höher als in Europa bzw. als der Ölpreis.

Energieoligopol und Strompreis

Laut dem Bund der Energieverbraucher hat die Marktmacht der wenigen großen Energiekonzerne in den vergangenen fünf Jahren den Strompreis nach oben getrieben. Der Bund beruft sich dabei auf eine wissenschaftliche Studie. Hier die Pressemeldung:



Monopoly treibt Strombörsenpreis um 2 Cent

(22. September 2006) Marktmacht hat die Strompreise an der EEX in den vergangenen Jahren nach oben getrieben. Das ergab eine Studie der Erlanger Wirtschaftswissenschaftler Hans-Günter Schwarz und Christoph Lang, die die die Großhandelspreise zwischen 2000 und 2005 analysierten. Die Stromanbieter haben ihre Marktmacht genutzt und ihre Aufschläge auf die Erzeugerkosten seit 2000 stark erhöht. 2003 hätten sie z.B. den Aufschlag auf die Erzeugerkosten auf 30% erhöht. 1 MWh Strom habe dann bei 23,90 Euro Erzeugerkosten 33,60 Euro gekostet. 2004 und 2005 seien die durchschnittlichen Aufschläge auf die Grenzkosten wieder auf 17% bzw. 20% zurückgegangen.

Im Jahr 2005 machte die Erhöhung der Brennstoffkosten etwa 1 Cent aus, die Marktmacht 0,68 Cent und die Einpreisung der CO2-Zertifikate 1,1 Cent - letzlich auch ein Ergebnis von Marktmacht. Dabei wurden die Weltmarkt-Kohlepreise zugrunde gelegt und nicht die über Langfristverträge wesentlich günstigeren Einkaufskonditionen der Stromerzeuger.

Die erwähnte Studie (PDF, 282 KB)

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